Lee Perry & Friends / Sound Doctor
Nicht schon wieder! Die letzten Neuwerke des großen Lee Perry waren höchstens für unkritische Anbeter erhebend. Besser, aber keinesfalls grandios, tönten die letzten Compilations alter Perry-Produktionen. Zuviel Nerd-Kram - minimal abweichende „alternate“ Mixes und Mittelmaßsongs von eher archivarischem denn musikalischem Wert. Doch siehe da, die Schatzkammer verschütteter Perry-Kleinode war noch nicht gründlich geplündert: „Sound Doctor“ enthält viele extrem rare und wunderbare Roots-Songs aus der Zeit von etwa 1973 bis 1976. Gerade weitgehend Unbekannte wie Delroy Butler, Brother Roy, Keith Poppin und The Gatherers steuern brillantes Material bei. Unter den 24 Tracks befinden sich weiter Aufnahmen der Ethiopians, von Dillinger, U Roy und Patrick Francis alias Jah Lloyd. Nicht alle sind Offenbarungen. Doch die Mehrheit überzeugt musikalisch. Zudem begeistert die raue Wildheit und Originalität der frühen Perry-Arrangements. Endlich wieder einmal neues Altes vom großen Soundtüftler, das nicht nur für Perry-Jünger mehr als interessant ist. JS
5/6