Adrian Sherwood / Survival & Resistance
Avantgarde? Adrian Sherwood zählt zu den Helden, Urgesteinen, Wegbereitern des Dub. Man könnte ihn als eine Art englische Kollage aus den jamaikanischen Soundpionieren King Tubby und Lee Perry betrachten. Allerdings hat Sherwood, der sich in seinem vierten Jahrzehnt musikalischen Schaffens befindet, mehr Elektronik eingesetzt, Stil übergreifender gearbeitet und ungemütliche, industrielle Klänge nicht gescheut. Sein Werk ist beachtenswert, aber nicht durchgängig hörenswert. Von krassen Sounds verschont „Survival & Resistance“ seine Hörer. Tunes wie „Starship Bahia“ perlen sogar geradezu elegant und geschmeidig. Hier schleicht sich ein Hauch von Jazz ein, dort folkloristische Tupfer, da etwas Elektrozirpen. Im Kern verbinden die zehn Tracks ein entspanntes Tempo und einen subtilen Mix, der Effekte sehr gezielt platziert. Die Grundstimmung schwankt zwischen filigran-hell und dezent-düster. Vereinzelt setzt sich ein Reggae-Rhythmus durch. Für Sherwoods Verhältnisse ließe sich das Album damit fast schon als gefällig bezeichnen. Doch es fordert ein wenig Aufmerksamkeit. Dann entfaltet sich Sherwoods interessantes, spannendes Soundgebilde in ganzer Pracht. JS
5/6