Haftbefehl / Blockplatin
Es sieht aus wie das Filmplakat eines düsteren Endzeitstreifens aus Hollywood. Ein Mann mit finsterem Blick sitzt auf einer dunkelroten Ledergarnitur an einem weiß gedeckten Tisch. Vor ihm steht ein Teller mit einem riesigen Steak darauf, die exklusive Flasche Rotwein daneben, das Glas bestens gefüllt, die dicken Zigarren liegen bereit, eine einzelne schwarze Kerze brennt und neben den gerollten 500-, 100- und 50-Euro-Scheinen liegt eine Pistole. Hinter dem Mann ist eine nächtliche Skyline zu sehen, Rauch steigt auf, einzelne Hochhäuser brennen. Die Rede ist vom Cover des Doppelalbums „Blockplatin“ des Rappers Haftbefehl, derzeit einer der spannendsten und kontroversesten Künstler der deutschen Musikszene - mit dem Album stieg er auf Platz vier in die Charts ein. Das Spiel mit den Klischees, Haftbefehl beherrscht es nicht nur optisch, sondern vor allem auch musikalisch. Selbst mal Koksticker gewesen, hat der Offenbacher den biografischen Hintergrund, um das zu thematisieren, was andere zu ihrem Image machen. Haftbefehls Image ist seine Sprache. In einem Kauderwelsch aus Deutsch, Kurdisch, Türkisch, Arabisch und Straßen-Slang rappt sich Haftbefehl mit seiner markanten Stimme durch einen Soundtrack zwischen düsterer Asphaltlyrik (Block) und luxuriösem Hedonismus (Platin). Und dabei flowt Hafti, der von den Cros, Marterias, Sidos und Jan Delays gleichermaßen gefeiert wird, wie ein Irrer. Hier ist kein tumber Proll am Werk, sondern ein Künstler am Mikrofon. Oder anders gesagt: „Chabos wissen wer der Babo ist!” DaWe
5/6