Jamie Lidell / Jamie Lidell
Der umtriebige Brite Jamie Lidell lebt nach seiner Zeit in Berlin und New York nun in der Country-Hochburg Nashville, wo er auch sein neustes Album in Eigenregie produziert hat. Und er hat mal wieder die große Funk-Keule rausgeholt. Nach längeren Soulphasen ist er wieder bei dem Sound gelandet, mit dem er Ende der Neunzigerjahre zusammen mit Christian Vogel als Super Collider experimentierte. Es geht um den auf synthetischen Sounds basierenden Funk, der in den Achtzigern die Tanzflächen der Black Music Clubs bestimmte. Erinnerte er auf dem Vorgänger „Compass“ noch an Soul-Größen wie Sam Cooke oder Al Green, klingt er auf seinem neuen Werk stark nach Cameo, Prince, George Clinton oder Gap Band. Bass-Synthesizer gluckern und blubbern, Drum-Computer sind im Dauereinsatz und geben den Beat vor, und der leidenschaftliche Gesang ist manchmal etwas überkandidelt. Aber es kommt absolut authentisch rüber, und Jamie Lidell scheint voll in seinem Element zu sein. Der smarte Crooner klingt dabei euphorisch, seine Begeisterung wirkt durchaus ansteckend, und Tracks wie „What A Shame", „Do Yourself A Favor“ oder „In Your Mind“ sind tolle zeitlose Funk-Shaker, die mehr als korrekt abgeliefert werden. RT 4/6