SUBCULTURE SOUNDSESSION #42 – CRUZO LIVELY

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt, präsentieren wir Euch jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.



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Hey Cruzo! Stell dich doch zuerst kurz unseren Lesern vor. Seit wann legst du auf, was für einem Genre kann man dich zuordnen und wo kann man dich überall so antreffen?
Hallo alle miteinander Mein Name ist Cruzo, bin 24, etwas verrückt und komme aus Stuttgart. Ich lege seit genau einem Jahr auf und bin die meiste Zeit in der Finca anzutreffen. Meine Leidenschaft gebührt der Kunst im Bereich der elektronischen Musik. Mein Genre wird öfters als Trip beschrieben, aber um genauer zu sein spiele ich reduzierten Techno. Da ich ein Mensch bin wie jeder andere, Tanze ich meist auf den Partys und lerne gerne neue Menschen kennen. Es ist mir egal wie andere über mich denken und das ist einer der Gründe warum ich niemals über andere Urteile.

Du bist ja noch ein relativ frisches Gesicht in der elektronischen Musikszene, spielst aber trotzdem bereits regelmäßig in der Finca, Corso Bar, Keller Klub oder Hype Club und auch außerhalb von Stuttgart. Ist diese äußerst positive Entwicklung auch für dich unerwartet gekommen?
Um ehrlich zu sein hatte ich nie vorgehabt in Clubs zu spielen, weil ich großen Respekt vor der Verantwortung hab und deshalb war es für mich sehr unerwartet, dass alles so läuft wie es läuft. Sandro Lončar hatte es mir vorgeschlagen gehabt es zu versuchen und ich tat es schließlich. So kam das eine zum anderen. Danke Sandro Lončar! Zudem kommt hinzu, dass ich gar nichts erwartet habe, weil ich das auflegen aus Liebe mache und nicht für den Erfolg. Man sollte immer dankbar sein etwas tun zu dürfen bzw. in einem Club mitwirken, indem man darin auflegt und sich die Seele drin zerreißt. Außerdem sollte der Genuss und die Freude daran mehr geschätzt werden. Vor allem die Unterstützung von den Freunden und der Crowd. Ohne Freunde findet man keine Bedeutung im Leben oder auch in der Musik. Im Endeffekt ist es Menschlichkeit, Freundschaft und Musik die uns verbindet. Danke!

Gerade als Newcomer ist es für viele schwierig, Fuß zu fassen. Was ist deiner Meinung nach essentiell für DJs die Playtime bekommen wollen? Networking, Kontakte im Nachtleben, die Auswahl der Musik oder auch Persönlichkeit?
Es gibt drei Arten von Newcomer. Die einen sind die die es für den Ruhm machen. Die nächsten sind die das Geld brauchen für ihre Produktionen. Und als allerletztes kommen die, die es aus Leidenschaft machen. Die Menschen die Musik lieben und schätzen. Die quasi nichts anderes im Kopf haben haben als Musik. Ich persönlich würde es denjenigen empfehlen es nach der letzten Variante zu machen. Als wichtigen Tipp würde ich Fairness empfehlen und Bereitschaft etwas dafür zu machen. Natürlich spielt auch die Persönlichkeit eine große Rolle, weil wie willst du in Clubs auflegen, wenn du keine Leute ziehst. Die Leute sollten vor allem ihrem Sound treu bleiben und 100% dahinterstehen. Egal was die anderen sagen. Zieh immer dein Ding durch. Alles andere kommt von selbst. Stichwort Vinyl.

Meinem Wissen nach legst du am liebsten mit Platten auf. Oft werden heute aber, gerade was die Track-Auswahl betrifft, bei Vinyl Nachteile gesehen. Was reizt dich am schwarzen Gold?
Ja das ist richtig. Ich liebe es mit Platten aufzulegen. Ich war drei Jahre alt, als ich meinem Vater beim Auflegen zugesehen hatte und selbst mir sagte, dass ich es eines Tages auch tun werde. Natürlich erfordert es einen gewissen Anspruch bei der Trackwahl, aber man sollte sich immer die Zeit nehmen und sich mit den Platten auseinander setzen. Höre deine Tracks so oft bis du sie kennst, aber nicht so oft, dass du deine Tracks nicht mehr hören kannst. Dann wird das auch kein Nachteil mehr sein. Ansonsten bist du mit Vinyl nur im Vorteil. Allein der Klang, die Rotation der Tracks und vor allem, dass Handling macht Spaß. Im Grunde genommen beinhalten die beiden Turntables die Eigenschaft mehrere Instrumente. Als erstes kommen die beiden Tracks, die man zuvor ausgewählte hatte und kombiniert sie komplett manuell. D.h wir lassen zwei Tracks miteinander verschmelzen und lassen eine je nach Situation entstehende Kombination entstehen, die aus skills und das anpassen bestehen.

Viele junge DJs treten mittlerweile als Kollektiv auf. Wie siehst du diese Entwicklung und hast du vor in Zukunft auch diese Richtung einzuschlagen?
Ihr kennt ja alle bestimmt den Spruch: "alleine ist man stark, jedoch gemeinsam ist man noch stärker". Dem würde ich fast immer recht geben. Allein aus den Gründen das ein Kollektiv die Bandbreite der Musik für die Zuhörer, Künstler und Veranstalter leichter zugänglich gemacht wird. D.h es macht die ganze Sache noch interessanter als ein einzelner Künstler, der wagemutig durch die Clubs marschiert und dort alleine Auftritt. Ein Kollektiv ist sozusagen ein starker Rückhalt und welches die gemeinsamen Interessen miteinander verbindet. Spricht auf jeden Fall für sich, ein Kollektiv zu gründen und es aufzubauen, aber es so familiär wie möglich zu gestalten, weil das Vertrauen eine sehr große Rolle spielt. Für mich persönlich kommt gerade kein Kollektiv infrage, weil andere Dinge im Fokus stehen.

Gerade als Newcomer stellt sich ja immer die Frage wie man zum einen die noch frische Leidenschaft beibehält und zum anderen, wie man allgemein in Zukunft mit der Musik agieren möchte. Hast du den Wunsch in Zukunft irgendwann von der Musik und dem DJing zu leben oder siehst du es vorerst als Hobby und schaust wo dich deine Leidenschaft zum Nachtleben hinführt?
Ich hatte meist nur einen Wunsch im Leben und das war immer wunschlos glücklich zu sein. Alles andere lass ich auf mich zukommen.

Wie stehst du zu dem Thema eigene Produktionen? Bastelst du bereits an eigenen Sounds rum oder möchtest du dir mit diesem Thema Zeit lassen?
Zurzeit arbeite ich an mehreren Projekten, aber lasse mir mit dem Release Zeit. Viele kennen das, produzieren und fertig werden - a never ending story... Ein Projekt zum Beispiel ist mit einem DJ der von einer anderen Stadt kommt. Wir tauschen uns aus und basteln gleichzeitig an Projekten, welches wir zusammen angefangen haben, aber das ganze dauert noch ein paar Monate.

Welche Künstler, ob lokal oder bekannt, haben dich maßgeblich beeinflusst und inspiriert?
Die ersten Einflüsse im Bereich Techno hatte ich von Eric Lively. Er ist einer meiner besten Freunde und mein Bruder. Ich hatte echt Phasen, wo ich bis heute nicht verstehen konnte, in welche Richtung ich alles eingeschlagen war und Eric ließ nicht locker und lenkte mich in die heutige Richtung ein. Dafür bin ich ihm dankbar! Durch ihn habe ich das auflegen erst gewagt und das gleichzeitig Vinyl. Durch Glebo, mein Sensei, habe ich wichtige Einflüsse im Bereich Produktion erlangen können und dadurch mich gleichzeitig voranbringen. Danke Sensei! Natürlich hatte ich auch großen Einfluss von Künstlern wie Mike Menudo, den ich bei meinen ersten Besuchen in der Finca hörte. Aber den größten Einfluss hatte bei mir Christophé, in unserem Freundeskreis auch bekannt als Senior Lively. Von ihm habe ich viele Ratschläge annehmen können und umsetzen. Er hatte immer gute Musik zu bieten und war zeitgleich der Lehrer von Eric Lively. Dadurch habe ich auch den Einfluss bekommen, abstrakte Musik zu spielen.

Wir würden gerne mal aus Sicht eines Newcomers wissen was du von der Stuttgarter DJ- und Clubszene hältst und was du dir für die Zukunft wünschen würdest?
Zurzeit spüre ich das hohe Level, welches Stuttgart erreicht. Das finde ich richtig klasse. Naja es gibt eine Sache, was mich zwar nicht stört, aber vom Feiern teilweise abhält, ist das viele ähnlichen Sound spielen und ich mich mehr über Abwechslung freuen würde. Wie gesagt Geschmäcker sind verschieden. Die einen trinken Cola und die anderen Fanta. Andere wiederum trinken keins von beiden.

Der Festival-Sommer steht vor der Tür. Was sind deine Lieblings-Festivals und bist du eher ein Fan von Festival- oder Club-Vibes?
Ich hab bisher nur Festivals gefeiert, aber nie auf welchen gespielt. Umso wiederum freue ich mich auf die kommenden Open Airs, wo wir vertreten sind. Deshalb kann ich mehr für den Club sprechen, weil ich sehr viel Zeit darin verbringe.

Was steht bei dir in diesem Jahr noch alles an? Gibt es bereits Pläne für die zweite Jahreshälfte?
Zurzeit habe ich, wie oben erwähnt, viele Projekte am Laufen, wie z.B. das neue Konzept im Hype, welches seinen Vorlauf ab diesem Monat haben könnte oder den Anlauf im September hat. Darauf freue ich mich vor allem ein großartiges Team zu haben, welches mir hilft das Hype, wieder aufzubauen. Ich möchte noch nicht so viel verraten, denn ich möchte mehr Taten sprechen lassen als Worte. Da gibt es noch eine Sache, die ich gerne zu den Plänen hinzufügen würde, und zwar verwalte ich meine Künstlerseite nicht zu meinem Vorteil, sondern ich Supporte jeden Freitag noch unbekannte Locals, die im Untergrund sehr guten Spielen oder auch sehr kreativ mitwirken. Alles andere läuft in verschwiegenen Gedanken.

Zu guter Letzt – möchtest du noch etwas loswerden, jemanden grüßen oder irgendwas bekannt machen?
Ich grüße alle meine Freunde! Vor allem Canan (beste Freundin), Eric Lively (bester Freund), Merve (Schwester), Ingrid (beste Mitbewohnerin), André, Lukes, Atha, Richi (Crew und sehr gute Freunde) und Dauud, meinen großen Bruder, der mich aus einer der schwersten Situationen rausgeholt hatte und Gott näher brachte. Mein Mentor und Seelenverwandter Glebo! Danke für alles! Daniela W. für ihre starke Unterstützung in der Crowd und als eine gute Freundin. Riesen Dank an meine Crowd, die mich regelmäßig unterstützt! Christophé als Lehrer, Inspiration autoritäres Familien Mitglied! Sandro Lončar für seine Starthilfe und Zusammenarbeit. Du hast mir all das ermöglicht! Danke! Pasey, mein kleiner Bruder, für seine tägliche Portion Motivation! Der Finca (Franco, Miha und den DJ Kollegen). Danke, dass ihr mir das Vertrauen schenkt, im Club mitzuwirken und danke für die Zusammenarbeit. Ein ganz besonderer Gruß an Bertulla! Hab dich lieb kleiner Bruder! Meine Message für da draußen ist: "Nur wer das Glück anlacht, wird dem Glück gleich sein". Was ich damit meine, ist die Botschaft der Liebe! Wer anfängt sich an kleinen Dingen im Leben zu erfreuen und jegliche Erwartung abstellt, wird glücklich sein.

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Christian Schmidt