SUBCULTURE SOUNDSESSION # 27 - WHAT?ELSE!
Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.
Get the Mix! Subculture Soundsession #27 – What?Else!
www.soundcloud.com/subculturestuttgart - www.facebook.com/whatelsethanmusic
Hey Jungs! Stellt Euch doch kurz unseren Lesern vor. Wer seid ihr, was spielt ihr und wie kam es dazu?
Galla: Hi Chris, erstmal Danke für Deine Zeit! Wir heißen Galla & Sebastian Vogelsang, kommen aus dem Rems-Murr-Kreis und sind 20 & 23 Jahre jung. Unser Sound hat sich zu einer Mischung aus Deep und Tech House entwickelt, weil wir das persönlich einfach am Geilsten finden.
Seba: Hallo Chris, schön, dass wir Dir Fragen beantworten dürfen. Bin momentan noch auf Urlaub in Australien. Sonnige Grüße! (lacht) Anfang 2013 haben wir uns zufällig bei einem Kumpel getroffen – wir waren beide nach vielen Jahren musikalischer Aktivität auf der Suche nach (einem) Gleichgesinnten und so hat uns das Schicksal in die Karten gespielt!
Ihr seid Residents im Stuttgarter Hype Club, einem Club, der für Viele junge Acts der „New Generation“ ein Sprungbrett geworden ist. Was bedeutet Euch diese Residency und wie wichtig ist der Hype Club in euren Augen für die junge Szene Stuttgarts?
Galla: Im Hype Club hatten wir unser erstes gemeinsames Gig, was gleichzeitig eins der tollsten war. Wir haben ein fünfstündiges & unvorbereitetes Set gespielt, nachdem wir das Gefühl hatten, dass das irgendjemand so vorherbestimmt haben muss – es war Harmonie pur. Seitdem planen wir grundsätzlich keinen Auftritt vor. Dass wir dort recht schnell Residents sein durften, bedeutet uns wirklich viel. Abgesehen davon, dass unsere gemeinsame Reise dort begonnen hat und wir somit unter „Mutterschutz“ stehen, deckt er einen wichtigen Part in Stuttgart ab: Nachwuchs, dem es anderswo und ohne Connections fast unmöglich ist, Fuß zu fassen, bekommt dort die Chance dazu, und zwar bei ausreichender Qualität & Engagement auch mehr als nur einmal. Wer soweit gekommen ist, darf sich außerdem über die, wie wir finden, überdurchschnittliche Anlage freuen – nicht selbstverständlich! Man ist als Newcomer auf Gig-Suche definitiv anderes gewohnt.
Seba: Dass der Club nicht ausschließlich junge Musiker und Publikum anzieht, sehen wir zu unserer Freude regelmäßig und das ist auch wichtig. Solange die Atmosphäre stimmt, ist es völlig egal, ob jung oder alt gefeiert wird. Natürlich sind Clubs wie der Hype vor allem jetzt, da viele etablierte Läden zumachen/zugemacht haben, besonders wichtig. Dort entwickelt sich gerade auch viel Positives, nicht nur, was das Programm angeht. Die Leute ziehen an einem Strang und es macht immer Spaß, dort aufzulegen.
Mittlerweile seid ihr auch ein fester Part der WRZ – Wir Rudern Zurück Events. Was genau steckt hinter WRZ und was sind die Pläne und Ideen? Handelt es sich um eine reine Eventreihe oder welche Bereiche sollen alles abgedeckt werden?
Seba: WRZ ist ein Kollektiv aus unglaublich vielen motivierten Leuten, die alle ein gemeinsames Ziel haben: Gutes tun. So haben wir sie kennengelernt, wobei es schwer ist, die Struktur dahinter zu erkennen, falls es eine gibt. Klar, Veranstaltungen sind der Mittelpunkt, wobei der Fokus auf jeden Fall auf Off-Locations liegt und ein gewisser Qualitätsanspruch da ist. Wenn die etwas machen, dann mit voller Hingabe. Deswegen gibt es nur wenige Events im Jahr; auch, um nicht die Lust wegen Routine zu verlieren. Ich meine, das sind auch nur dumme Jungs & Mädels in unserem Alter, die einfach Spaß am Feiern haben. Deswegen Respekt dafür!
Galla: Ja, da passen wir als Residents voll rein. (lacht) Also großartig mehr weiß ich auch nicht, es bleibt nur abzuwarten und Bier zu trinken.
Die obligatorische Frage, wie sieht es mit eigenen Produktionen aus? Für euch ein generell Interessantes Thema?
Seba: Ja, ich bin seit ein paar Monaten am Produzieren dran, meinen ersten Track „Ready For Heaven“ gibt es auf Soundcloud zu Hören.
Galla: Wir werden, sobald Seba wieder in Stuttgart ist, uns gemeinsam ransetzen. Ist halt was ganz anderes als aufzulegen... Da ist es für uns recht einfach: entweder, es flowt, oder eben nicht. Beim Produzieren gibt es keine sofortiges Feedback, das ist ein viel längerer Prozess – freue mich aber sehr darauf.
Seba: Kann sein, dass es bis zu einem ersten, vorzeigbaren Track lange dauern wird, wir wollen halt nichts Halbherziges abliefern.
Die Szene in Stuttgart hat sich in den letzten 5 bis 10 Jahren einem totalen Generationenwechsel unterzogen. Gibt es für euch ein paar Erlebnisse, Künstler oder Events in Stuttgart die euch geprägt und inspiriert haben?
Galla: Ich gehe erst seit ca. drei Jahren in den Clubs in Stuttgart feiern, davor waren es die üblichen Geburtstagsparties. Durch Freunde bin ich als 13-Jähriger auf elektronische Musik gekommen. Zu der Zeit hatte ich so ziemlich alle Genres schon mal als meine Haupt-Musikrichtung bezeichnet und gleichzeitig nach knapp elf Jahren mit Schlagzeug spielen aufgehört. Elektronisch war da der perfekte nächste (und vorerst letzte) Schritt. Das war dann eigentlich immer so ein privates Ding, da ich mir erstens noch nicht mal vorstellen konnte, was man nachts außer Schlafen so tun kann und zweitens nur die Freunde eine Ahnung von dieser Musik hatten.
An den ersten Rave kann ich mich nicht mehr erinnern, das hat mich schleichend immer mehr begeistert – bis es eben zur Selbstverständlichkeit wurde. Aber ein Schlüsselerlebnis war, als ein sehr bekannter Act im Rocker aufgelegt hat. Weil ich noch nie über die Anfänge nachgedacht habe, weiß ich auch leider den Namen nicht mehr, es könnten aber Marek Hemmann und Marius Lehnert in dieser Nacht gewesen sein. Ich weiß nur, dass ich da vor Glück auf der Tanzfläche geweint hab, mitten zwischen 600 anderen.
Seba: Dann natürlich schon, beziehungsweise noch, dreimal im Rocker gespielt zu haben, finde ich sehr cool. Eigentlich nehmen wir von jedem Event und jedem Künstler was mit, weil es doch immer unterschiedliche Erlebnisse und Erfahrungen sind, nur wenig negative. Manchmal stört uns aber die gefühlt immer mehr werdende Menge an DJs (und Veranstaltern), die vielleicht ihre Sache gut machen, aber kaum die richtige Einstellung dazu haben, sprich, es nicht vordergründig aus Liebe zur Musik tun. Da ist dann Bekanntheitsgrad ein anscheinend objektives Maß an Qualität, gegenseitiger Respekt und Zusammenhalt geht jedoch flöten. Das soll uns aber keine Inspiration sein.
Das Networking ist unter DJs ein immer wichtigerer Punkt geworden. Vor allem, wenn man als Act auch außerhalb Fuß fassen möchte. Wie steht ihr zu dem Thema? Bestehen schon Ideen und Kontakte mit anderen Städten?
Galla: Wir sind immer offen für neue Leute und respektieren erstmal jede Person, bis sie uns das Gegenteil beweist. Jetzt auf der Sache mit den „Connections“ rumzureiten, fände ich falsch, da jeder die Möglichkeit hat, sich diese Anzueignen, wenn er denn will. So kann man natürlich an mehr Gigs kommen als ohne Kontakte, aber es ist zum Glück immer ein Geben und Nehmen, wobei es schon einige „Nehmer“ gibt. Die überleben nur nicht lange mit dieser Taktik.
Seba: Ohne ist es viel schwieriger, sieht man fast in allen Lebensbereichen. Nur gerade bei Kunst, oder explizit Musik, darf die Qualität darunter nicht leiden. Zu oft hören wir DJs oder selten auch Live Acts, wo wir uns denken: Wer bitte hat die hergeholt und wer hat wem Geld bezahlt?
Keiner von uns wagt es, zu behaupten, dass wir immer fehlerfrei spielen und es jedem gefällt, das wäre ja schlimm. Selber sehen beziehungsweise hören wir immer irgendetwas unbefriedigendes, das braucht man ja auch, um sich weiterzuentwickeln. Wir wollen nicht in der Durchschnittsmasse rumdümpeln.
Galla: Wir sind auf jeden Fall an Gigs in anderen Städten dran, können aber noch nichts voreilig sagen.
Wie ist eure Sicht der Szene in Stuttgart? Stört ihr euch manchmal an diesem grundsätzlichen Pessimismus zwecks Clubschließungen, dem Vergleich mit Berlin und angeblich fehlenden Events? Oder teilt ihr diese Meinung?
Galla: Im Nachtleben direkt ist von Pessimismus zum Glück nichts zu spüren, dafür wird sich tagsüber darüber unterhalten. Ich muss sagen, dass ich mich unwohl fühle, mich da reinzusteigern. Es ist nun mal wie es ist, es wird weitergehen. Stuttgart ist da ja nicht die einzige Stadt, wo Clubs schließen und teils streitbarer Ersatz entsteht. Events gibt es meiner Meinung nach genug, ich kann mich oft nicht zwischen locker zehn Veranstaltungen, die am Wochenende in Frage kommen, entscheiden. Vielleicht wäre es cool, unter der Woche mehr Angebot zu haben. Ich stoße das hiermit mal an, damit es bis 2016 durchgeboxt wurde, wenn ich dann mit meiner Ausbildung fertig bin und mir das zeitlich leisten kann! (lacht) In Berlin war ich zuletzt im Alter von acht Jahren, keine Ahnung, wie es da aussieht – das liegt momentan nicht in meinem Kessel der Möglichkeiten, also interessiert es mich auch nicht.
Seba: Clubschließungen finde ich doof, wenn stattdessen nichts Vergleichbares als Ersatz entsteht oder dem zumindest nicht die Möglichkeit gegeben wird. Braucht man sich aber hier nicht auch noch darüber auslassen, man kennt die Meinungen. Ja, Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen gibt es genug. Da kann aber ein bisschen Innovation und mehr Liebe zum Detail nicht schaden, sonst ist jede Nacht wie die andere. Ich bin gespannt auf den Sommer und freue mich unter anderem auf WRZ...
Zu guter Letzt, wollt ihr persönlich noch etwas loswerden? Oder habt ihr noch Ankündigungen oder wollt ihr noch ein paar Grüße platzieren?
Galla: Wir können nicht oft genug „Danke“ sagen an alle, die uns in irgendeiner Weise bisher begleitet und unterstützt haben, das ist einfach super! Es macht mega Spaß, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen etwas zu geben, was sie nicht im Suff oder sonst wie verlieren können: Momente.
Seba: Ja, wirklich krass! Wir machen das jetzt seit neun Monaten zusammen und hatten knapp 50 Gigs, jedes einzelne wertvoll. Wir danken allen Feiernden, Clubbetreibern, Türstehern, Abräumern, Barkeepern, DJs, Stuttgartern, Bloggern und Medienschaffenden, Musikbegeisterten, Freunden, Taxifahrern und natürlich Subculture!
Galla: Und ein dickes Danke an Uwe von HGM für die Unterstützung von Anfang an und an Jürgen Heyl, der uns im Sommer 2013 auf seiner Black Pearl hat spielen lassen.
Checkt unsere Facebook-Page, da findet ihr weitere Infos & Gigs. Stay tuned!