SUBCULTURE SOUNDSESSION #31 – MORITZ ESYOT

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

 

Get the Mix! Subculture Soundsession # 31 – Moritz Esyot

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Hey Moritz! Stell dich doch bitte ganz kurz unseren Lesern vor.

Ich leg inzwischen seit 7 Jahren auf. Bin damals während dem Studium in Ravensburg mehr oder weniger zufällig über einen Freund zum Auflegen gekommen. Zu Beginn habe ich viel Elektro-Zeug gespielt. Bin dann aber schnell bei House und all seinen Spielarten gelandet. Heute würde ich behaupten dass ich einen sehr synthlastigen Sound spiele. Seit 2011 habe ich meine Residency in der Romy S.

 

Wenn ich richtig informiert bin hast du 2007 aktiv mit dem Auflegen begonnen. Kannst du uns ein bisschen über deine „Anfänge“ bis zur Romy S. Residency erzählen? Man hört immer wieder von jungen DJs dass sie es als äußerst schwer empfinden in der Club-Szene einen Fuß in die Tür zu bekommen. Wie war das bei dir?

Ich war damals viel in Stuttgarts Nachtleben unterwegs. Daher hatte ich zu Patrice schon öfters Kontakt gehabt. Er kannte mich außerdem über meinen Blog esyotmusic.de. Wir hatten unsere ersten Partys geschmissen, Martin hatte mir auf kessel.tv schon mal die Gelegenheit gegeben einen Happy Weekend Mix rauszuhauen und Miha hatte mich bereits schon ein paar Mal in der Finca spielen lassen. Ich fragte dann einfach ob ich mit meiner Crew instanton vielleicht mal eine Heldennacht veranstalten dürfe. Da kam dann einfach der richtige Moment mit ein bisschen Glück zusammen und unsere erste Party war ein voller Erfolg. Die nächsten Partys gingen auch ganz gut steil und so kam’s dann irgendwann zu der Residency.

 

Ich kann mich noch gut an unser Sommerfest 2011 erinnern. Damals hast du noch ausschließlich Digital mit einem Controller aufgelegt. Mit der Zeit hast du aber auch für dich die Liebe zu analogen Maschinen und Vinyl entdeckt. Ist dieser Entwicklungs-Schritt, die Basics zu verstehen, in deinen Augen unvermeidlich für einen DJ?

Ich hab mich am Anfang generell schwer getan mit dem Wort DJ. Ich hatte von Beginn bereits Vinyl gesammelt, einfach weil ich das Medium schon immer liebe und weil mir das Scheiben sammeln Spaß macht. Von Beginn mit Vinyl zu spielen wäre zum einen nicht gegangen, weil mir die Masse an Musik fehlte um einen Abend zu bestreiten und weil ich schlichtweg noch nicht fähig war mit Vinyl vernünftige Übergänge zu mixen. Deswegen habe ich mich am Anfang auch dagegen gewehrt mich DJ zu nennen. Ich war einfach ein Musiksammler der Musik mixt um Leute zum Tanzen zu bringen. Dafür war der Controller damals eben eine Hilfe. Heute spiele ich mit CDJs und Vinyl. Ich glaube generell hilft es einem weiter, sich ein wenig mit der Geschichte der Sachen die man liebt auseinander zu setzen. Wenn man wissen will wo man steht, ist es immer gut zu wissen woher man kommt. Das kann aber jeder DJ für sich entscheiden.

 

Nicht nur digitales Musikequipment sondern vor allem die virtuelle Welt sorgen für eine immer größer werdende Spaltung der elektronischen Musik und Szene. Soundcloud-Plays und Facebook-Likes bestimmen teilweise die Gagen von Künstlern wodurch man manchmal das Gefühl bekommt, dass alles eine riesige Zirkus-Dimension annimmt. Auf der anderen Seite sind Vinyl, analoge Instrumente und der Underground-Faktor wieder begehrt wie nie. Ein Genre gespickt mit verschiedensten Stilen und Einstellungen. Wie siehst du die Entwicklung der elektronischen Musik in den letzten Jahren?

Ganz generell denke ich, dass wir derzeit eine sehr schöne Vielfalt in der elektronischen Musik haben. Es ist nicht wie vor ein paar Jahren, wo einfach alles Minimal war und der Trend vom „Deep“-Stempel, den man einfach allem aufgedrückt hat, ist auch so langsam vorbei. Ich habe schon das Gefühl, dass einem derzeit ein viel breit gefächerteres musikalisches Buffet in Clubs serviert wird. Davon muss einem nicht alles Gefallen, aber Artenvielfalt ist immer was feines und belebt jede Kultur. Mir persönlich gefallen diese Bummeltechno und Glitzerhouse Sachen nicht so sehr, aber dass sich jede zweite Veranstaltung Underground auf die Fahnen schreiben muss, halte ich für genauso seltsam.

Dass sich Bookings häufig nur auf Plays und Likes stützen ist auf jeden Fall schade. Trotzdem kann man es von der Seite eines Clubbesitzers verstehen. Auch wenn ich es tendenziell für falsch halte, einen Club zu 100% nach wirtschaftlichen Grundregeln zu führen. Viele Clubs haben schon bewiesen, dass ein bisschen Herz und Mut langfristiger für Erfolg sorgen.

 

Ende letzten Jahres hast du deinen ersten eigenen Track zum Free Download auf Soundcloud gestellt. Was hat sich seitdem Produktions-Technisch bei dir getan? Gibt es bereits erste Pläne von Veröffentlichungen?

Ich arbeite derzeit an ein paar neuen Sachen. Einer ist fast fertig, den werde ich in den kommenden Wochen wahrscheinlich auch über Soundcloud raushauen. An ein paar anderen arbeite ich grade noch. Mal sehen was aus denen wird. Ein Release wäre fein, ich habe da aber nichts konkretes geplant. Im Moment macht das Musikmachen einfach viel Spaß. Das bleibt auch erstmal mein Hauptantrieb bei der Sache.

 

Mit welchem Equipment arbeitest du aktuell und welche technischen Errungenschaften willst du dir in Zukunft zulegen?

Ich habe mir vor kurzem zwei neue Hardware-Synthies zugelegt. Inzwischen arbeite ich hauptsächlich mit dem Waldorf Rocket und dem DSI Tetra. Die Drums, Effekte und das Arrangement kommen dann aus Ableton. Weil mit Hardware jammen einfach unglaublich viel Spaß möchte ich mir gern als nächstes eine Drummachine zulegen. Die Liste an Sachen, die ich mir aber gern noch ins kleine Studio stellen würde ist unendlich.

 

Du wohnst ja mittlerweile in Mainz, bist aber regelmäßig in Stuttgart zu Besuch. Was verbindest du mit Stuttgart und der einheimischen Szene? Und wie siehst du die ewige Thematik des Clubsterbens? Ist dies deiner Meinung nach Fakt oder wird dieses ganze Thema durch die heutzutage allgegenwärtige Social Media Dramaturgie nachhaltig aufgebauscht?

Auch wenn ich ein ’Neigschmeckter bin, fühlt sich Stuttgart wie mein zuhause an. Ich mag das Städtchen und seine eigene kleine Szene. Ich empfinde die Stuttgarter Szene als sehr lebendig. Trotzdem hab ich das Gefühl, die Szene im Kessel ist viel mehr selbstzentriert als das in anderen Städten der Fall ist. Das Clubsterben gab es ja schon immer.  Ich glaube trotzdem, dass durch S21 in den letzten Jahren sehr viel auf einmal passiert ist. Das wird dann sicher noch mal mehr aufgeblasen, aber das soviel in so kurzer Zeit schließen muss (und dann auch häufig noch unter sehr ungünstigen Konditionen) ist schon bitter. Von sowas kann eine Szene sterben, sie kann dadurch aber auch lebendiger werden.

 

Geht dir manchmal diese ganze Ernsthaftigkeit in der elektronischen Szene auf den Zeiger? Manchmal hat man das Gefühl dass die Leute vor lauter „coolness“ und „semi-Seriosität“ vergessen haben dass es eigentlich um Musik, Spaß und Freude geht.

Warte ich bin eben mal einen Selfie auf dem Dancefloor machen, ich kann darauf gerade nicht antworten.

 

Zusammen mit deinem Buddy Herr Bauer hast du die neue monatliche Event-Reihe „Recommended“ im Romy S. ins Leben gerufen. Wofür soll die neue Reihe stehen und welche Beweggründe stehen dahinter?

Unser Antrieb war es Acts zu buchen, die wir persönlich lieben, weil wir ihre Musik lieben und sie für etwas besonderes, empfehlenswertes halten. Daher auch der Name Recommended. Wir wollen aber nicht dass das irgendwie wertend verstanden wird, also eine Empfehlung ohne erhobennen Zeigefinger oder so. Eher so wie ein Insidertipp vom Kellner im guten Restaurant. Eine ehrliche Empfehlung hinter der wir stehen können.

 

Ist es in deinen Augen schwierig dem Stuttgarter Publikum qualitativ hochwertige Musik und Bookings wirklich schmackhaft zu machen? Immerhin hört man immer von allen Seiten dass unkommerzielle Events und Bookings gefragt sind, aber nachher steht man als Veranstalter trotzdem mit einem Liebhaber-Booking nahezu alleine im Club. Hast du dafür eine Erklärung?

Qualitiativ hochwertige Musik oder Bookings liegen ja vor allem erstmal im Auge des Betrachters.  Ich habe aber schon den Eindruck, dass man sich in Stuttgart mit anspruchsvolleren Bookings manchmal etwas schwer tut. Wobei das natürlich nicht nur in Stuttgart so ist. Manche Menschen haben diesen Anspruch einfach auch gar nicht beim Feiern. Die wollen 6 Stunden auf die Mütze und dann geht’s wieder nach Hause. Und wenn man sehr kleine Nischen versucht zu bedienen, konkurriert man halt zu häufig mit großen Namen. Trotzdem lohnt es sich dieses Risiko einzugehen!

 

Erzähl uns doch noch kurz was du an Stuttgart und der Szene besonders liebst und schätzt und was im Kessel bei dir für Kopfschütteln sorgt?

Ich liebe es, dass die Szene eine sehr eingeschworene Gemeinde ist. Jeder kennt wirklich jeden. Da wundert es einen auf der anderen Seite umso mehr, dass die Leute sich so viel das Maul über alles und jeden zerreißen. 

 

Zu Guter Letzt, möchtest du noch Grüße, Ankündigungen oder ein finales Statement zur Lage der Nation loswerden?

Beim Grüßen vergesse ich nur wieder die Hälfte. Deswegen grüße ich jetzt einfach mal alle, deren Namen ich ständig vergesse.

 

Christian Schmidt