SUBCULTURE SOUNDSESSION #44 – SAY NO.

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt, präsentieren wir Euch jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

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Hey Jungs! Stellt Euch doch kurz unseren Lesern vor. Seit wann legt ihr auf, wie würdet ihr Euren Sound beschreiben und wo kann man Euch regelmäßig hören?
Hey SC-Boys, erst einmal danke für die Einladung. Ganz klassisch, wir sind beides Musik-Nerds (Luis & Micky) und zusammen ergeben wir „sayno“. Aber wir sind dennoch unabhängig voneinander und legen das ein oder andere Mal auch getrennt auf also Single-DJ – da ist Micky als midae und Luis als jolute unterwegs. Wir haben ungefähr vor 7 Jahren das DJing für uns entdeckt, jedoch beide etwas unterschiedlichere Musik. Bis zu dem Tag vor circa 3 Jahren seit dem wir zusammen arbeiten. Den Sound den wir spielen ist unserer Meinung nach schwierig in eine Schublade zu stecken. Da wir aus verschiedenen Genre und aus unterschiedlichen Zeiten, von frühen 90er Jahren bis Heute, die besten Platten nach unserem Geschmack spielen. Aber sagen wir mal so, es ist Musik zwischen Techno und House mit schönen Soundelementen. Derzeit ist unsere Homebase die Finca in Stuttgart.

Erste Tracks und Remixe von say no. sind bereits 2013 und 2014 auf Diferit Records, My First Love Record und Dessau Recordings erschienen. Könnt ihr uns kurz erzählen wie es zu den Releases kam?
Unserer Meinung nach ist das nichts Spektakuläres. Aufgrund unserer Auslands-Gigs in der Zeit, konnten wir die ein oder anderen Kontakte knüpfen. Bis heute sind Bogdan (Diferit Records Owner) sowie Neil und Michael (Owner von Dessau Recordings) gute Freunde von uns. Zur der Zeit waren das unsere Anfänge im Studio und leider digitale Produktionen, demnach sind wir von den Tracks heute nicht mehr überzeugt. Zudem war die Euphorie eines Releases größer als die Tracks noch besser zu produzieren. Das nächste ist, dass das auch eher sehr kleine Labels sind, die uns zwar den ein oder anderen Gig eingebracht haben, aber trotz allem nicht das ist was wir wollen.

Die Labels auf denen ihr bisher veröffentlicht habt sind in London bzw. Barcelona beheimatet. Ein gutes Beispiel also, wie man heutzutage als Künstler das Web erfolgreich nutzt. Doch gerade bei kleinen Labels und unbekannten Artists spielt ja auch die persönliche Komponente eine nicht zu verachtende Rolle. Wie habt ihr den Spagat zwischen der Anonymität des Internets und dem Familien-Flair kleiner Labels gemeistert?
Wie in jedem anderen Business ist der persönliche Kontakt das was im Kopf des anderen hängen bleibt. Grade über unsere persönliche Kennenlernen und die Pflege des Kontaktes mit den entsprechenden Personen, konnte das ein oder andere zusammen aufgebaut werden. Sowie auch zählt das Geben und Nehmen-Prinzip. Zudem wird das Internet auch überbewertet. Es zählt dabei nicht, was auf Facebook „gepostet“ wird oder auf anderen sonstigen sozialen Netzwerken. Bei Releases zählt der Sound und Kreativität - so war unsere Erfahrung und wir hoffen, dass das auch so bleiben wird.

Wie sieht ein normaler Produktions-Prozess bei Euch aus? Habt ihr viele Tracks im Studio rumfahren, die ihr nach und nach fertig macht und dann an passende Labels verschickt? Oder versucht ihr eher ausgewählte Titel für vorher ausgewählte Labels zu produzieren.
Zurzeit existieren keine sayno Produktionen. Wir haben zwar die ein oder anderen Projekte offen, die wir aber glaub nie fertig machen werden, da uns auch aus privaten Gründen die Zeit fehlt. Seit einiger Zeit baut Micky aber sein eigenes Studio auf mit analogen Equipment und ist viel am jammen und testen. Ein paar Projekte von ihm sind auch im Umlauf aber die Zeit ist noch nicht gekommen um zu releasen. Da es bei analogen Produktionsprozessen, doch mehr Know-How benötigt über die Maschinen, Geräten, sowie Frequenzen in der elektronischen Musik zu verstehen, zu dem wird noch das ein oder andere musikalische Verständnis gefordert. Daher lieber chillen, einen durchziehen und jammen.

Mit welchem Equipment arbeitet ihr im Studio? Und gibt es bei Euch einen bestimmten Part, für den jeder Einzelne verantwortlich ist?
Das mit dem Equipment ist so wie mit den Platten, man verrät sie nicht so gerne. Aber wir arbeiten mit den Roland, Vermona, Korg und Doepfer-Maschinen und speziellen analogen Kompressoren und Equalizer. Es wird aber noch aufgerüstet in Sachen zweiten und dritten Synthesizer und modulare Systeme. Jedoch alles mit der Zeit, schließlich ist das auch alles sehr teuer. Micky ist eher der Gear-Head und Luis hat die Kreativität im Kopf.

Was haltet ihr vom aktuellen Vinyl-Revival? Man kann mittlerweile ja schon fast von einer Szene in der Szene sprechen bei den ganzen Vinyl-Only Veröffentlichungen. Ist es der richtige Weg seine Musik nicht für alle zugänglich zu machen?
Zugänglich sind Platten auch für alle. Nur es wird einem eventuell die Bequemlichkeit abverlangt, in dem man zum Record-Store geht und dort stundenlang nach seiner Platten suchen muss. Aber mittlerweile gibt es ja auch so viele Online-Record-Shops, und immer wieder kommen Represses von älteren Platten raus, dass das alles kein Problem mehr ist. Diesen Vinyl-Hype verstehen wir allerdings nicht. Es ist cool, wenn sich jeder zu den Wurzeln zurück besinnt, aber ob die richtige Musik aus dem Laptop kommt oder von einer Platte kommt, ist im Endeffekt egal. Für uns ist das eine Leidenschaft nach Platten zu suchen, diese auch zu Sammeln und als DJ auch abzuspielen – da gibt es zwischen uns regelrechte Wettbewerbe, wer die größten Raritäten findet (haha).

Was sind die weiteren Pläne mit say no.? Konzentriert ihr Euch vorrangig auf Networking und versucht den Erfolg quasi selbst in die Hand zu nehmen?
Wir lassen alles auf uns zukommen. Wir machen die Musik weil wir sie lieben und der Rest wird sich zusammen fügen.

Inwiefern hat gerade der problemlose weltweite Zugang zu elektronischer Musik und die Möglichkeit, sich überall auf der Welt zu vernetzen die Szene verändert? Und seht ihr im Endeffekt mehr Vor- oder Nachteile dieser musikalischen Globalisierung?
Die Zeiten werden sich immer ändern – technologischer Wandel. Man muss sich einfach einordnen und die eigenen Vorteile entdecken. Die Szene, gerade auch die „Underground“-Szene sind nicht mehr so Underground wie sie scheinen, da durch die Kommerzialisierung die Musik für Leute zugänglich gemacht wird, die lieber auf Hip-Hop-Partys gehen sollten. Das ist etwas, was uns stört, aber sonst ist alles cool und wir sind zufrieden.

Es ist natürlich nicht abzustreiten, dass diese globale Entwicklung sich auch in regionalen Szenen widerspiegelt. Seid ihr der Meinung, dass Stuttgart ein schweres Pflaster ist um als elektronischer Act auch außerhalb wahrgenommen zu werden? Immerhin orientiert und konzentriert man sich trotz Digitalisierung immer noch auf Szene-Hubs wie Berlin, London oder Barcelona.
Es ist allgemein schwer geworden in unserer regionalen Szene, das Publikum mit unbekannteren Künstlern bekannt zu machen. Da viele Partys nur mit Kassenschlager veranstaltet werden und nicht mehr so extremen Wert auf Künstlerförderung besteht, wie vor einigen Jahren. Das ist aber nicht nur in Stuttgart so, sondern in den großen Städten genauso. Daher am besten selbst in die Hand nehmen, sich connecten und das machen wovon man überzeugt ist

Mit Acts und Gruppierungen wie Tonfall, QuoVadis, LOVEiT, FromAnotherMind, Basement oder dem Lehmann Club haben sich in Stuttgart einige zukunftsträchtige Projekte etabliert. Wie seht ihr die allgemeine Entwicklung der lokalen Szene?
Die lokale Szene in Stuttgart ist schon früher auf gutem Niveau gewesen und sie heute noch.

Wenn ihr die Möglichkeit hättet in Stuttgart einige Dinge zu verändern, wo würdet ihr anfangen
Bei den Clubs und den Soundsystemen, da ist Stuttgart sehr hinterher – elektronische Musik ohne top Soundsystem ist ungenießbar.

So langsam steuern wir wieder auf den Herbst, und damit auf die Clubsaison zu. Was steht bei Euch in diesem Jahr noch alles an
Der Fokus liegt auf viel Zeit im Studio zu verbringen. In der Finca werden ja auch einige Änderungen vorgenommen, bei dem wir auch fleißig mitwirken werden und ein anderes Projekt mit Kollegen steht an.

Zu guter Letzt – wollt ihr noch Grüße, Statements oder Ankündigungen loswerden?
Grüße gehen an unsere vertrauten DJ-Freunde und Supporter.
Statement – Vinyl kills the Mp3
Ankündigung – Im August kommt im Kino Straight Outta Compton, wir freuen uns schon!

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Christian Schmidt