Subculture Soundsession #49 - Silent-One

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt, präsentieren wir Euch jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

subculture Soundsession auf Soundcloud -  www.soundcloud.com/subculturestuttgart


Hello! Stell dich unseren Lesern doch kurz vor und verrate uns seit wann, wo und was du auflegst.
Hi, ich bin der Bene und lege unter dem Pseudonym „Silent-One“ auf und mache seit Anfang 2015 Musik. Hauptsächlich spiele ich in unseren beiden Stammclubs, dem Romy S. in Stuttgart und dem MMA-Club in München. Grundlegend spiele ich Techno, jedoch ist mein Stil sehr breit gefächert - von Ambient, über kompromisslosem 90er Sound bis hin zu unkonventionellem EBM.

Du bist unter anderem seit Beginn Mitglied der Plattform "From Another Mind". Neben Events in der Romy S. und in München konntet ihr auch das hauseigene Label erfolgreich platzieren. Erzähl uns doch kurz ein paar Worte über die Zukunft, Gegenwart und Geschichte von "From Another Mind".
From Another Mind haben wir Anfang 2014 gegründet, aus der Idee und Motivation heraus, eine Party-Reihe zu etablieren, in der wir dem Stuttgarter Publikum Künstler ans Herz legen wollten, die weit abseits des Mainstreams eine tragende Rolle spielen. Wir buchen folglich Musiker, deren Produktionen uns überzeugen und inspirieren. Im September 2015 haben wir unser hauseigenes Label ins Leben gerufen, um uns eine eigene Plattform zu erschaffen. In naher Zukunft wird unser drittes Release veröffentlicht, danach folgt im Herbst eine Remix-EP! Des Weiteren stehen die ersten Label-Nächte an, auf welche ich mich schon sehr freue.

Neben Techno bist du vor allem ein großer Fan von Ambient. Ich stelle es mir persönlich unglaublich schwer vor Ambient zu produzieren, da der Rhythmus und die Percussions im Gegensatz zu Techno im Hintergrund stehen und man schwer etwas "kaschieren" kann. Wo liegt für dich der Reiz von Ambient?
Im Gegensatz zur Techno Musik kann ich mich bei Ambient wirklich komplett in den Klängen und Geräuschen der einzelnen Sounds fallen lassen. Es berührt mich auf einer sehr emotionalen Ebene, welche ich auch gern selbst zum Ausdruck bringe.

Wie ich gehört habe bist du auch fest entschlossen ein eigenes Label für Ambient ins Leben zu rufen. Kannst du uns darüber schon etwas erzählen?
Vor einigen Tagen ist auf „Intimate Silence“ das erste Release „Filling The Scars With Light“ von meinem Berliner Kumpel Glos (eher bekannt für seine Techno-Produktionen auf Ressort Imprint) exklusiv auf CD erschienen. In naher Zukunft werden auch weitere tolle Ambient Tracks von diversen Künstlern auf meinem Label veröffentlich!

Unterscheidet sich die Herangehensweise, auch was das Networking oder die Wahl des Tonträgers betrifft, bei einem Ambient Label stark von einem Techno Label?
Da die Szene durchaus „kleiner“ ist als die der Techno-Musik ist die Herangehensweise eher gezielter. Die Wahl des Tonträgers spielt jedoch nicht so sehr eine Rolle, der „Trend“ liegt hier sogar bei Tapes.

Du lässt in deine Sets neben Techno auch EBM Klassiker wie Nitzer Ebb oder Front242 einfließen. In meinen Augen sollte jeder diese Basics kennen, der sich auch nur ansatzweise mit elektronischer Musik auseinandersetzt. Doch die Realität sieht leider oft anders aus. Woher kommt dein Interesse am Background der Szene?
Durch das Interesse an Bands wie Depeche Mode bin ich mit der Zeit auf Nitzer Ebb und Front242 gestoßen.  Ihre prägnanten Acid-Riffs und Texte waren ausschlaggebend für mein Interesse an diesem Genre, welches sich ziemlich gut in Techno-Sets einbauen lässt. Auch beim Stöbern durch Plattenläden und -sammlungen bin ich auf weitere Artists gestoßen wie z.B. den allseits bekannten Terence Fixmer.

Obwohl durch Soundcloud, YouTube usw. Musik in noch nie dagewesener Form zugänglich ist, gibt es trotz allem nur wenige junge Künstler, die dieses Repertoire an elektronischer Musik auch in ihren Sets nutzen.  Die Frage ist nur - warum?
Diese Frage ist einfach zu beantworten, ihnen fehlt schlicht und ergreifend der Mut unkonventionellen Sound in Clubsets einzubauen, da es eventuell beim Publikum nicht ankommen könnte. Meiner Meinung nach beschäftigen sich auch viele junge Künstler nicht mit den „Wurzeln“ der Techno-Musik, sie klicken lieber durch die Beatport Top 100 Charts oder gucken in Tracklists von Beyer, Liebing & Co. Das soll jedoch kein Vorwurf sein, da jeder das spielen soll, worauf er Lust hat.

Während man früher die gesamte Musikpalette pauschal als EBM, Techno oder einfach Elektronische Musik klassifizierte muss man sich heute mit unzähligen, oft sinnfreien, Subgenres herumschlagen. Wie gehst du mit dieser Thematik um? Gibt es für dich überhaupt dieses Schubladendenken?
Da ich wie man unschwer erkennen konnte auch untypischere Musik spiele, gibt es für mich weniger dieses Schubladendenken. Es sollte doch der künstlerische Aspekt und die musikalische Freiheit im Vordergrund eines jeden DJs stehen.

Interessierst du dich auch für die gesamte elektronische Szene einer Stadt und verfolgst die Entwicklungen die im Allgemeinen vor sich gehen? Falls ja - wie fällt dein Fazit zu unserer heimischen Club- und Musikkultur aus?
Als erstes bin ich froh, dass wir überhaupt über eine verhältnismäßig große Musik-Szene verfügen, andererseits ist diese auch sehr beschränkt in ihrem Denken gerade was Techno betrifft. Man sollte mehr über den Tellerrand schauen und die Musik schätzen, welche DJ´s spielen und nicht nach den Big Names die oftmals nur das spielen was die Leute hören wollen. Meiner Meinung nach sollte man deswegen einen Clubbesuch mit einer Art Konzert vergleichen. Deswegen fehlt manchen auch ein Stück weit die Wertschätzung, gerade in Bezug auf das, was andere auf die Beine stellen.

Auf einmal stehst du mit zahlreichen musikalischen Inspirationsquellen gemeinsam auf der Bühne. Hast du das alles überhaupt schon fassen können? Und welche Künstler würdest du gerne auf einer Veranstaltung begrüßen dürfen?
Im Moment kann ich das alles noch gar nicht so richtig realisieren und es fühlt sich eher wie ein Wachtraum an. Welchen Künstler ich gerne auf einer Veranstaltung begrüßen würde wäre Abdulla Rashim, welcher in seinen noch jungen Jahren mit Northern Electronics eines meiner absoluten Lieblings Labels betreibt.

Wir stehen ja noch ziemlich am Anfang von 2016, was steht bei dir in diesem Jahr noch alles an?
In naher Zukunft habe ich schon den ein oder anderen Auftritt, auch außerhalb unserer Residencies. Des Weiteren konzentriere ich mich gerade auf eigene Produktionen und stelle die anstehenden Releases auf meinem Label zusammen, die mit der Zeit released werden.

Zu guter Letzt - möchtest du noch etwas loswerden? Grüße, Ankündigungen oder Statements?
Ich möchte mich bei all denjenigen bedanken, die mir das nötige Vertrauen entgegenbringen und mir diesen Traum ermöglichen.

www.facebook.com/silentonemusic
www.fromanothermind.com
www.intimate-silence.com

 

 

Christian Schmidt