Speed

Eine Gesellschaft auf Droge

Vielleicht haben deine Eltern auch schon mal zu dir gesagt „Kind! Nimm' keine Amphetamine, das ist sehr gesundheitsschädlich!“, womit sie grundlegend zwar recht hatten, aber eine gewisse Komplexität außer Acht ließen. Denn Amphetamine sind nicht per se der von Eltern und Politikern angeprangerte Vorbote der Apokalypse, sondern besitzen eine Kulturgeschichte und sogar eine Pharma-Lobby. Ehemals als Asthmamittel genutzt, bekommen heute hyperaktive Kinder, Depressive und auch Soldaten im Einsatz völlig legal chemisch abgewandelte Amphetamine zugeteilt, um die von der Gesellschaft erwarteten Leistungen erfüllen zu können. In „Speed – eine Gesellschaft auf Droge“ wird detailliert und mit Einbezug großer Sachkenntnis die Entwicklungsgeschichte des synthetischen Stoffs und der Zwiespalt der Gesellschaft in Bezug auf ihn - zwischen Nutzen und Schaden, als Medikament, Rauschmittel, Waffe oder kreativitätssteigerndes Medium - amüsant beschrieben.
Übrigens: das erste Speed wurde 1887 synthetisch im Rahmen der Doktorarbeit eines 25jährigen Chemikers namens Lazar Edelenau hergestellt. Für ihn war es nur ein bis dato unbekannter Kunststoff.

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> By Hans-Christian Dany, Edition Nautilus, 192 Seiten, 16 Euro

Berit Papenfuhs