INTERVIEW | DAVID AUGUST

Hallo David! Bevor wir zu deiner aktuellen Live Tour kommen, würde ich gerne einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen. Wie bist du allgemein auf elektronische Musik aufmerksam geworden? Und wie kam es zu deiner ersten Veröffentlichung?
Mein Bruder hatte auf seinem Computer eins dieser Musikprogramme. Ich war ein Knirps und hatte nicht die leiseste Idee, dass es überhaupt so etwas gibt. Er hat mir ein paar Basics gezeigt und das hat gereicht, um meine Neugier zu erwecken. Ich habe Stunden davor verbracht und konnte nicht davon weg. Es war wie ein Spielzeug. Die ersten Sachen, die man da macht sind natürlich immer Schrott. Irgendwann hatte ich dann das Glück Leute aus der Szene kennenzulernen, die meine meine Tracks rausbringen wollten.

Als dein Interesse für elektronische Musik im Alter von 16 Jahren geweckt wurde, war ein Zugang zur Szene und den Clubs für dich alleine durch das Alter in gewisser Art und Weise begrenzt. Könnte man sagen, dass du dadurch einen frischen, nicht vorbelasteten und geprägten Zugang zu der Musik und Szene hattest? Und denkst du, dass dieser Fakt sich zu Beginn auch positiv auf deine ersten Produktionen und grundsätzliche Entwicklung ausgewirkt hat?
Hm…also ich bin als kleiner Streber in diese Szene reingegangen und der bin ich auch geblieben. Ich hatte immer viel Respekt vor diesen ganzen Drogenkonsum etc. Man weiß ja, dass in dieser Szene viel konsumiert wird. Und da ich so jung war, hatte ich mir versprochen die Finger davon zu lassen. Das war sozusagen meine eigene Forderung: du willst da mitmachen? Dann aber ohne den ganzen Extras. Wie sich das auf meine Produktionen ausgewirkt hat weiß ich nicht. Ich weiß ja auch nicht wie meine Produktionen mit dem anderen Einfluss geworden wären!

Nachdem 2013 dein erstes Album "Times" erschienen ist, hast du beschlossen nur noch LIVE in Clubs und Festivals zu spielen. Seit diesem Jahr hast du das neue LIVE-Projekt "David August & Ensemble" bei dem du mit mehreren Musikern auf der Bühne bist.  War diese Idee bereits längere Zeit in deinem Kopf existent?
Das Verlangen danach mit mehreren Musikern auf der Bühne zu sein, steht schon lange. Nur ist erst jetzt der Moment gekommen, wo ich in der Lage bin das auch umzusetzen. Mit mehreren Musikern wird alles so dreidimensional. Plötzlich entstehen viel mehr Möglichkeiten, wie man ans Ziel gelangen könnte und das macht es so aufregend. Ich wollte, dass man sich auf der Bühne gegenseitig inspiriert und dadurch in der Lage ist was vielleicht einzigartiges zu schaffen. Abgesehen von diesem "spirituellen" Aspekt, die Klangpalette wird natürlich viel größer und sorgt für mehr Abwechslung.

Wie stehst du persönlich zu den klassischen DJ Gigs in Clubs? Hast du manchmal Probleme mit der grundsätzlichen Erwartungshaltung vieler Gäste, die im Club eher den einfacheren "forward" Sound zum Feiern bevorzugen und sich dadurch oftmals schwer auf facettenreiche elektronische Musik einlassen können? Oder kommen bei deinen Gigs gerade die Gäste, die nach etwas musikalischer Abwechslung und Frische auf dem Dancefloor suchen?
Als ich angefangen hatte live sets zu spielen, war das alles echt nicht einfach. Dieser Sprung von DJ zu LIVE, den verstehen ja viele nicht. Man kann da keinem vorwerfen, dass er nicht den Unterschied weiß. Für viele ist man der "DJ", der doch mal bitte die Leute bei Laune halten soll. Der riesige Unterschied beim live spielen, dass du nur dein eigenes Material spielen kannst. Der Umschwung hat viel Arbeit mit sich genommen, aber mittlerweile wissen viele was auf sie zukommt, wenn sie mir zuhören. Sie wissen, dass ich mal 5 min breaks machen könnte oder schlagartig mit der Geschwindigkeit runter gehe. Meine live Gigs selbst in den Clubs haben mehr Konzertcharakter bekommen.

Kommen wir zu deinem Gig am 20. Oktober im Mozart-Saal der Stuttgarter Liederhalle. Die Location-Wahl wurde vermutlich wegen der hervorragenden Akustik getroffen, wo bereits klar wird, dass die "David August & Ensemble" Konzerte den Fokus auf Klanggenuss und musikalische Darbietung setzen. Kannst du unseren Lesern einen kurzen Ausblick geben, wie man sich ein Konzert mit deinem Ensemble vorstellen kann?
Natürlich. Alles was wir spielen sind überwiegend Produktionen, die nicht veröffentlicht sind. Aber so ist auch mein solo Live Set. 95 % meines Solo live sets ist unreleased. Beim ensemble arrangieren wir viele Sachen um, teilen Stimmen auf und geben genug Freiraum zur Improvisation. Nur weil wir in einem klassischen Konzerthaus spielen, machen wir natürlich keine Klassik. Es gibt Momente, die zum Tanzen sind, Ambients, breakbeats und andere. Mir geht es darum mit diesem Projekt in einem Umfeld zu spielen, das mir erlaubt zu spielen was ich will. Hier kann ich mich mit allen Produktionen, die nicht für den Club gedacht sind, austoben und sie auskosten. Es ist ein Konzert und kein Clubgig um 2 Uhr nachts.

Das Ensemble besteht auf allen Konzerten aus den drei Instrumentalisten Anastasia Sissy Makropoulou (Harfe & Gesang), Max Trieder (Gitarre), Marcel Braun (Drums & Percussions) sowie deiner Person (Keys & Production). Wie hat sich diese Besetzung zusammengefunden?
Mit Marcel habe ich studiert. Max kannte ich durch meinen Bruder. Wir haben zu dritt mal gejamt, völlig willkürlich. Ich hatte dieses Band Projekt im Kopf und wenig später war ich auf einem Sissi Rada Konzert, der Band von Max und Sissy. Ich wollte mit Sissy Musik machen und kam dann auch auf die Idee sie in das Bandprojekt reinzuholen, weil ja eine Harfe ziemlich ungewöhnlich ist in der Konstellation. Dann hatten wir die Möglichkeit dieses Jahr in Berlin zu spielen und wir haben das ernst genommen und angefangen richtig zu proben.

Vier Musiker, viel Improvisation und jeder Auftritt ist quasi ein Unikat. Hört sich nach einer tollen Inspirationsquelle an. Wird einem bei solchen Gelegenheiten und Momenten erst wieder bewusst, welche Energie Musik entwickeln kann, wenn sie frei veränderbar und dem jeweiligen Abend individuell anpassbar ist?
Ich denke, dass man immer flexibel sein muss. Egal was für Musik man macht. Aber wirklich oft ist es so, dass der Abend nicht so verläuft, wie du dir das vorstellst. Und dann muss man ja darauf eingehen können. Wir improvisieren eher zwischen unseren Blöcken. Heißt zum Beispiel wir haben Teil A und Teil B, was wir dazwischen machen ist mal so oder mal so. Aber irgendwann gibt's das Zeichen, dass uns sagt, dass gleich Teil B kommt. Zum Beispiel. Je mehr Musiker man ist, desto mehr sind solche "Pfeiler" essentiell. Esseiden man macht richtige Jam Konzerte. Aber das sind wir nicht. Wir machen eine Show.

Wie wurde generell dein Live-Projekt auf- und angenommen? Hast du manches Feedback nicht erwartet oder manches erhofft?
Ich spiele seit 2013 ausschließlich live, egal ob in Clubs  oder auf Festivals. Als DJ habe ich vor der Veröffentlichung meines ersten Soloalbums einen Punkt erreicht,  an dem es mir einfach nicht mehr genug war, die Tracks anderer Leute zu spielen und ich so viele eigene Edits, Remixe und vor allem auch eigenes Material hatte, dass es ein ganz natürlicher Prozess war live zu spielen.

Die obligatorische Frage zum Ende - was steht für dich nach deiner Konzerttour auf dem Plan?
Ich habe eine Kooperation mit dem Deutschen Sinfonie Orchester Berlin (DSO). Wir führen im Februar zusammen ein Stück auf, das ich geschrieben haben werde. Dafür ist der Komplette November und Dezember eingeplant zur Vorbereitung. Ich fang an meinen Abschluss zu machen in der Uni, heißt der Januar und Februar sind dafür geblockt. Im Frühjahr fange ich wieder an zu touren. Aber nach der Ensemble tour reicht es auch mal, dann war ich 4 1/2 Monate fast durchgehend unterwegs.

Last but not least - bist du gerne im Schwabenländle zu Gast?
Mein Tourmanager ist Schwabe, der freut sich schon ganz besonderscht drauf.

www.facebook.com/davidaugustmusic

 

Christian Schmidt