6 Jahre Brown Sugar

DJ Low Life & DJ Diversion im Interview

Unglaubliche 6 Jahre ist es nun her dass im November 2006 die erste Brown Sugar Party im damaligen Club Sensor in Wendlingen stattfand. Über 100 Partys später gehört Brown Sugar deutschlandweit zu den erfolgreichsten Hip Hop und R&B Veranstaltungen. Vor allem in Süddeutschland gibt es kaum jemanden in der Hip Hop Szene dem Brown Sugar noch kein Begriff ist. Seit 4 Jahren dient das proTON in Stuttgart als „Homebase“ der Eventreihe. Monat für Monat lockt man dort um die 1.000 Hip Hop Anhänger in den Club und gehört somit zweifelsohne zu den beliebtesten Partys in der Schwabenmetropole. Doch auch in Berlin, Ravensburg, Ulm, Chemnitz und Eislingen sind die Veranstaltungen eine Begriff bzw. fester Bestandteil im Nachtleben. Zum großen Jubiläum haben wir uns mit DJ Low-Life und DJ Diversion von den Brown Sugar Events zu einem kleinen Plausch getroffen…

 

Bevor wir loslegen, erzählt unseren Lesern doch mal in ein paar Sätzen was über Eure Brown Sugar Eventreihe und welche Idee dahinter steckt.

Low-Life: Die Idee eine Veranstaltungsreihe wie Brown Sugar durchzuführen entstand daraus, dass die Macher selber absolute Musikliebhaber sind und sich bereits in jungem Alter mit Hip Hop und der Kultur auseinandergesetzt haben.

Diversion: Als wir vor sechs Jahren mit der Brown Sugar Party angefangen haben, gab es hier in der Region fast nur noch House und Mixed Music Veranstaltungen. Selbst frühere DJ Kollegen und Leute aus der Szene haben Hip Hop als tot abgeschrieben. Das konnten und wollten wir so nicht hinnehmen und haben uns gesagt, jetzt erst recht. Anfangs wurden wir dafür von allen Seiten belächelt.

 

Vor sechs Jahren fand die erste Brown Sugar im damaligen Club Sensor in Wendlingen statt. Jetzt, sechs Jahre und über 100 Partys später seid ihr eine der erfolgreichsten HipHop und RnB Veranstaltungen Deutschlands. Wie erklärt ihr Euch den Erfolg der Brown Sugar Reihe?

Diversion: Ich glaube wir haben mit dem Konzept bei den Leuten damals einfach einen gewissen Nerv getroffen und sind in den 6 Jahren unserem Motto weitgehend treu geblieben, auf unseren Partys so ziemlich alle Bereiche des Hip Hop abzudecken und dabei komplett auf House und den FloRida/LadyGaga Mainstream zu verzichten.

Low-Life: Das monatliche Proton Event war immer unsere Basis und den Schwung aus den Anfangsveranstaltungen konnten wir über die Jahre mitnehmen und uns auch so in anderen Städten platzieren wie Eislingen (meine Heimatstadt) oder auch Ravensburg. Zusätzlich haben wir in Abständen im Konzertbereich durch Bookings wie Red Cafe, Keith Sweat oder The Game Qualität in die Städte gebracht. Ich denke, dass dies von vielen Leuten auch anerkannt wird.

 

Seit 4 Jahren ist in Stuttgart das Proton Euer „Homespot“ was bedeutet dass ihr Euch in dem Club ziemlich wohl fühlen müsst. Wie wichtig war es Euch eine Location wie das Proton für Eure Eventreihe zu gewinnen?

Diversion: Wie schon anfangs erwähnt, war es zu Zeiten des „House Booms“ nicht einfach eine feste Location für eine Hip Hop Veranstaltung zu finden. Außerdem waren wir damals als Veranstalter in Stuttgart eher unbekannt, was die Sache nicht einfacher machte. Das Proton war eine Location, die seit Jahren für Hip Hop bekannt war und als sich die Möglichkeit bot dort zu veranstalten, haben wir natürlich dankend zugeschlagen.

Low-Life: Durch das Proton ist die Brown Sugar Reihe enorm gewachsen. Davor war die Partyreihe ja im ZAP, allerdings gab es dort nur ein paar Events und man konnte zwar darauf aufmerksam machen, aber es lag noch ein weiter Weg vor uns. Mit dem Proton hat es einfach gepasst, da wir unser Konzept dort verwirklichen konnten und auch die Voraussetzungen wie Clubgröße, Bühne für Live Acts und Belegung eines separaten Floors die Richtigen waren.

 

HipHop in Stuttgart ist ja immer ein besonderes Thema. Seht ihr Euch überhaupt als ein „Szene Event“ oder denkt ihr eher in amerikanischen Maßstäben wo HipHop und RnB den Status hat wie bei uns Pop und Rock Musik?

Diversion: Interessante Frage. Es kommt halt darauf an was du als „Szene Event“ verstehst. Geht es darum wie viele Gäste du auf deiner Veranstaltung hast oder welche Musik auf dem Event gespielt wird? Klar ziehst du mit einem Hype automatisch irgendwann auch Mainstream Publikum an. Die Frage ist, ob du dann anfängst auf das Mainstream Publikum einzugehen und selbst Mainstream wirst, oder ob du das Mainstreampublikum erziehst und es zum Szenepublikum machst :D . Ich persönlich sehe uns definitiv als einen Teil der Stuttgarter Hip Hop Szene und die Brown Sugar Party somit auch als Szene Event.

Low-Life: Ich denke, dass wir ein Event sind, dass ins Gespräch gekommen ist. Es gibt ja eine große Auswahl an Hip Hop und R&B Events. Da kann bei manchen noch so gute Musik laufen, wenn die Leute jedoch ausbleiben bringt es nicht. Wir haben harte Arbeit im Bezug auf Promotion mit Qualität, die die Gäste bei unseren Event bekommen, verbunden. Die Beliebtheit was Hip Hop und R&B anbelangt hat allgemein wieder zugenommen, nur denke ich dass die Leute oft nicht wissen wie man diese Musik heute definiert, da auch die Genregrenzen oft überschritten werden.  Wir grenzen uns soweit ab, dass wir dem Gast garantieren, dass Pitbull & Co. bei uns nicht gespielt wird.

 

Nicht nur in Stuttgart sondern in ganz Deutschland und sogar in Russland konntet ihr mittlerweile die Brown Sugar platzieren. Wie kam es zu den „Auswärtsspielen“ und was habt ihr in dem Bereich in Zukunft vor?

Diversion: Die meisten „Auswärtsspiele“ kamen durch über die Jahre aufgebauten Kontakte zustande. Brown Sugar Mitbegründer Julian (Kid Julez) ist 2007 nach Berlin gezogen und hat die Brown Sugar Party dort etabliert, was den Bekanntheitsgrad natürlich noch einmal enorm gesteigert hat. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Leute auf uns zu die das Konzept gefeiert haben und Brown Sugar auch in ihrer Stadt haben wollten. Dadurch entstanden mit der Zeit verschiedene Kooperationen.

Low-Life: Eislingen als Standort versteht sich als ein Heimspiel, da ich dort aufgewachsen bin. Geplant sind weitere Standorte, vor allem national hat es ja dass eine oder andere Bundesland, dass wir noch ausgelassen haben.

 

Neben vielen nationalen und internationalen Gast DJ und einigen großen Acts aus Übersee spielen bei Euch vor allem lokale Residents. Wie schwer ist es heutzutage einen Mittelweg zu finden damit zum einen die Erwartungshaltung der Gäste in Bezug auf Bookings nicht zu groß ist und die Gäste zum anderen trotzdem den Sound der Residents wertschätzen der ja essentiell für den Erfolg der Eventreihe ist?

Low-Life: Mit diesem Punkt fällt und steht in jedem Fall der Erfolg einer Partyreihe. Daniel (DJ Diversion) und ich als Residents der Partyreihe nehmen in jedem Fall großen Einfluss auf den Sound und ich denke das wissen unsere Gäste auch.

Diversion: Unserer Erfahrung nach gibt es heutzutage auch nur noch eine Handvoll DJs, die wirklich noch Leute in den Club ziehen. Deshalb gehen wir inzwischen nicht mehr rein nach großen Namen, sondern versuchen DJs zu buchen die musikalisch zu unserer Eventphilosophie passen und die den Gästen musikalisch eine gewisse Abwechslung zu bieten.

Low-Life: In Abständen präsentieren wir auch Live Acts. Was diese Sache angeht sind wir allgemein jedoch vorsichtig. Denn wie in der Frage schon erwähnt, steigt dadurch die Erwartungshaltung des Publikums. Ich selbst bin der Meinung, dass man ab und zu einen Live Act für einen fairen Eintrittspreis anbieten kann. Dies sollte jedoch nicht zum Standard werden, denn die eigentliche Party rückt sonst in den Hintergrund.

 

Was habt ihr zum Jubiläum geplant? Auf was können sich die Fans der Brown Sugar freuen?

Low-Life: Für das Jubiläum stehen bei uns zwei Partys auf dem Programm. Im Oak Club feiert die Resident Crew und es gibt gratis Mixtapes und T-Shirts für die Gäste. Im proTON haben wir den Schweizer DJ Pfund500 gebucht und werden ebenfalls eine T-Shirt Aktion, sowie jede Menge weiterer Specials auffahren.

 

In sechs Jahren und über 100 Partys kommen mit Sicherheit einige kuriose, witzige und vielleicht auch krasse Geschichten zusammen. Ich lasse das einfach mal so stehen und gebe an Euch ab. Eure Tops und Flops bitte!

Low-Life: Top: Die Partyreihe wurde privat von Kool Savas, Manuellsen, Automatikk, Gina Lisa und vielen anderen bekannten Gesichtern besucht. // Im November 2010 holten wir mit The Game und Ying Yang Twins zwei Live Acts an einem Abend auf die proTON Bühne

Flop: Eine Brown Sugar Party ist wie Gute Zeiten – Schlechte Zeiten und war oft Grundlage für Beziehungsstreitigkeiten von Veranstaltern, DJs und Partygästen // Bei dem Konzert von The Beatnuts im Oak Club drohte die Situation zu eskalieren, nachdem die zu blöd waren ein Pioneer Mischpult zu bedienen.

 

Top für die Gäste – Flop für Türsteher + Veranstalter: Wenn ich richtig in Fahrt bin, halte ich die Leute auch mal bis 7 Uhr morgens im Club. Manche Gäste werden es mir danken, allerdings hab ich von meinem Mitveranstalter und vor allem den Türstehen oft Kopfschütteln dafür geerntet.

 

Diversion: Top: Das für mich mit Sicherheit absolute Top Erlebnis war auf einer Brown Sugar Party in Berlin 2009. Wie hatten ein großes Line Up mit Live Konzert und anschließender Aftershowparty aufgefahren. Neben J.Rawls und den Dilated People hatten wir noch Ghostface Killah gebucht. Beim Soundcheck bemerkte ich, dass die Crew um Ghostface anscheinend Probleme mit der Technik gab. Also bin ich hin und habe meine Hilfe angeboten, was letztendlich dazu führte das mich Ghostface persönlich kurzerhand als seinen Live DJ verpflichtete. Für die Wu-Tang Legende als Live DJ auf der Bühne zu stehen ist für mich bis heute unglaublich. Immerhin bin ich vor allem anderen hauptsächlich noch Hip Hop Fan.

Flops: Natürlich gab es in den 6 Jahren auch eine Menge Flops. Sei es die Soap Opera Geschichten die Low schon erwähnt hat, oder sonstige Streitigkeiten und Probleme. Rückblickend kann ich aber über alles lachen und werde vielleicht in ein paar Jahren alles aufschreiben und ein Buch rausbringen. Genug Geschichten kommen dafür allemal zusammen.

 

Gibt es für Euch noch unerfüllte Träume und Wünsche? Sei es an Acts, Städten oder Locations?

Low-Life: Ich selbst habe mir einen Traum durch das Booking des Acts Tha Dogg Pound erfüllt. Die beiden Jungs sind seit Jugendzeiten meine favourite Crew und die selbst zu veranstalten war einfach der Wahnsinn. Aber ich bin immer noch hungrig und sag es mal so: Wenn es die Möglichkeit gibt einen Rick Ross zu veranstalten oder gar ein Festival und die Rahmenbedingungen stimmen, wäre ich bestimmt nicht abgeneigt. Landesweit möchte ich die Brown Sugar Party noch ausbreiten und als DJ selbst international noch das ein oder andere Land bereisen und die Clubs mit meinem Sound beschallen.

Diversion: Das der VfB Stuttgart in diesem Jahrzehnt nochmal Deutscher Meister wird und anschließend die Champions League gewinnt!! ;) Im Ernst.. Bestimmt Städte oder Locations gibt es eigentlich nicht. Acts hingegen jede Menge. Aber das lass ich mal auf mich zukommen. Weiterhin ein Leben für und von Musik führen zu können und ich bin zufrieden.

 

Was sind Eure weiteren Pläne mit der Eventreihe? Wollt ihr die Marke Brown Sugar weiter etablieren?

Low-Life: In jedem Fall wollen wir den Standard, den wir gesetzt haben weiter halten und noch ausbauen, egal ob im Konzertbereich oder der Erschließung neuer Locations in weiteren Städten.

Diversion: Ich denke auch, dass der Konzertbereich noch etwas ausbaufähiger sein wird. Ansonsten gibt es verschiedene Anfragen aus weiteren Städten. Was konkret daraus wird, werden wir sehen..

 

Was können Fans der Brown Sugar in diesem Jahr noch erwarten?

Low-Life: In diesem Jahr stehen noch Veranstaltungen in Stuttgart, Eislingen und Ravensburg an. Vielleicht auch noch die eine oder andere Überraschung.

Diversion: Auf jeden Fall dürfen sich die Leute sicher sein weiterhin den gewohnten Brown Sugar Sound zu bekommen. Eventuell noch den einen oder Anderen Live Act. Lasst euch überraschen.

 

Letzte Statements, Ankündigungen oder Shout-Outs?

Low-Life: Shout Out an das ganze Brown Sugar Team, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre, an alle DJs die bei unseren Partys gespielt haben und die Leute die uns supporten und über Jahre die Treue gehalten haben.

Diversion: Dank auch an alle Geschäftspartner und Locations mit denen wir die letzen Jahre zusammengearbeitet haben. Danke Hip Hop!

 

Und an alle die bisher noch nie auf einer unserer Partys waren: LUV HIPHOP? TASTE BROWN SUGAR!!

 

Für mehr Infos – check: www.brown-sugar-party.de - www.facebook.com/brownsugarparty - www.vimeo.com/brownsugarparty

 

Christian Schmidt