SUBCULTURE SOUNDSESSION #36 - NEMELKA

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt, präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

 

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Hey Tim! Stell dich unseren Lesern doch mal kurz vor. Wie kamst du zum DJing, welche Musikrichtung spielst du und wo kann man dich abends im Club hinter der DJBooth antreffen?
Hallo liebe subculture Gemeinde, ich lege seit 2008 auf. Dazu gekommen bin ich durch einen guten Freund, der mich bei einem seiner Gigs so inspiriert hat, dass ich das auch machen wollte. Er hatte für mich damals den geilsten Sound gespielt. Groovigen minimalistischen Tech-House der eine Geschichte über Stunden erzählt hat. Ich war einfach hin und weg und konnte nicht aufhören zu Tanzen. Mich trifft man im Moment einmal im Monat sicher im Club Lehmann bei Heute schon getanzt?. Sonst auch bei wechselnden Gigs in verschiedenen Clubs am besten auf meiner Facebook-Seite (www.facebook.com/nemelkaofficial) vorbeischauen, da informier ich immer über meine Auftritte.

Du bist Resident DJ der erfolgreichen Event Reihe „Heute Schon Getanzt?“. Erzähl uns doch kurz wie es zu der Residency kam und was die Events aus deiner Sichtweise so erfolgreich machen.
Ich hatte mit Moritz Häcker mal eine kleine elektronische Party in der Corso Bar Stuttgart veranstaltet. Die hatten wir damals „Heute schon getanzt?“ getauft. Sie hatte nur einmal stattgefunden, später hat Moritz sich mit Thomas Geyer zusammen getan um eine Partyreihe ins Leben zu rufen. Die jetzige Heute schon getanzt?. Ich bin von Anfang an mit dabei und habe bei fast jeder der Veranstaltungen gespielt. Warum sie erfolgreich ist liegt natürlich an mir. ;) Nein Spaß, weil Moritz und Thomas sich immer sehr viel Mühe geben und eine außergewöhnliche Dekoration mit etlichen Specials in die teils doch etwas tristen Clubs bringen. Die Gäste erleben mehr als nur eine Clubnacht, sondern eine wirkliches Event. Die Veranstaltungen im Rocker 33 haben mich immer an einen verrückten Rummelplatz erinnert, in jeder Ecke war Trubel und dazu ein mächtiges Bumm Bumm. Aber die Veranstaltungen in den neuen Locations stehen dem in nichts nach. Sie passen die Installationen kreativ an die Räumlichkeiten an und hohlen immer das Optimum heraus. Ich freue mich auf jede Heute schon getanzt? dort fühle ich mich zuhause.

Du widmest dich bereits seit einiger Zeit nicht nur dem DJing, sondern auch mit Hingabe verschiedensten Live Projekten. Um was für Live Projekte handelt es sich hierbei und was macht für dich den Reiz aus auch Live mit anderen Musikern zu performen?
Ja das ist richtig. Es sind im Moment zwei Live Projekte, Nemelka ft. Noah Kwaku welches ich seit Anfang des Jahres spiele. Dabei arbeite ich mit Noah Kwaku zusammen, er ist Gitarrist und Sänger. Das Set ist sehr minimalistisch vorproduziert. Die klassischen Elemente wie Kick Drum, Snare, Hihat und Bass sind vorhanden. Noah ergänzt das mit Gitarre, die je nach Song gelooped wird vorauf er dann soliert oder anderweitig ergänzt. Meine Rolle dabei ist das ganze elektronisch zu formen und die Percussions wie Shaker, Bongo oder ähnliches dazu zu spielen und in Loops zu legen.

Das zweite und neue Projekt heißt Negradø. Hierbei arbeite ich mit einem Bassisten, Daniel Fleig und meiner Freundin Gracia Brettschneider als Sängerin zusammen. Es ist musikalisch anders aufgebaut. Vorproduzierte Grundelemente aber ohne Bass dafür Melodische Lines. Der Sound ist mit deutlich mehr Drive ausgerichtet es geht von hypnotischen Melodien mit verträumten Gesang über straighten Techno bis hin zu treibenden House Stücken. Der Reiz liegt dabei für mich in dem Gefühl gemeinsam das aktuelle Hörerlebnis zu gestalten. Zugriff auf jedes einzelne Element zu haben, es verändern zu können, rein und raus zu nehmen und dabei als Team zu agieren.

Ist es nicht manchmal schwer, dem Publikum in einem Club so ein Live Projektnahezubringen? Vor allem in Stuttgart hat man manchmal das Gefühl, dass es nur Platz für clubaffinen elektronischen Sound gibt und Live-Projekte von manchen Gästen während einem Club Abend eher als störend angesehen werden. Wie siehst du das?
Anfangs war ich auch eher skeptisch, aber die Erfahrungen zeigten mir, dass es nicht so ist. Es ist bei Live Auftritten eine ganze andere Stimmung im Publikum zu beobachten, die meisten Gäste merken, dass da etwas positiv anders läuft.

Aber du bist ja nicht nur mit deinem Live-Projekt, sondern auch mit deinen eigenen Produktionen schwer beschäftigt. Kannst du uns ein bisschen zu deinen kommenden Veröffentlichungen sagen?
Im Moment bin ich mit verschiedenen Labels in Kontakt, aber zum heuteigen Zeitpunkt kann ich noch nicht konkret sagen was, wann und wo released wird. Eins steht fest, es wird in 2015 einige Veröffentlichungen geben auf die ich mich schon sehr freue.

Was manche Leser mit Sicherheit auch interessiert. Mit welchem Equipment arbeitest du im Studio?
Im Studio bin ich so der experimentelle Typ. Ich habe verschiedene Analoge Synthesizer wie z.b. Korg Ms 10 aus dem Jahre '76, Korg Poly 61 aus '82. Des Weiteren habe ich ein paar Drum Maschinen, eine Zoom Rhythm Track, Roland R-5 und eine Korg Voca Beats. Über die Jahre habe ich mir Mikrophone zugelegt wie Rode NT 1000 und ein Pärchen Audiotechnica MK II. Damit nehme ich meine stetig wachsende Percussion- und Beckensammlung auf. Ich arbeite bevorzugt ohne bereits existierende Samples und versuche möglichst viel selber einzuspielen und aufzunehmen. Ab und an gehe ich auch mit Mikrophonen spazieren und bastel aus meiner Umwelt Drums und Sounds. Meine Songs produziere ich mit Ableton Live 9. Als Soundinterface benutze ich ein Edirol Fa-101.

Kommen wir zurück zu unserer schönen Kessel-Metropole. Ganz unvoreingenommen, wie siehst du die Entwicklung der Club-und Musik-Szene in Stuttgart in den letzten Jahren?
Also elektronische Musik hat den Kessel ziemlich erobert so wie ich das einschätze. Es gibt im Vergleich zu vor fünf Jahren deutlich mehr Besucher auf den Parties. Es sind ein Paar Clubs dazu gekommen leider auch welche weggefallen. Es gibt viele verschiedene Partyreihen die sich auf unterschiedlichen Sound spezialisiert haben. Das finde ich gut, denn Musiker sollten meiner Meinung nach ihrer Idee der Musik nachgehen und sich nicht durch angesagt oder nicht angesagt einschränken. Solange die Leute tanzen und Spaß haben ist es gut.

Was schätzt du besonders an Stuttgart und wenn du die Möglichkeit hättest, was würdest du gerne ändern?
An Stuttgart schätze ich, dass trotz der Größe der Stadt ein sehr breites elektronisches Musikspektrum geboten wird. Ich würde mir gerne in ein Paar neue Clubs, neue Soundsysteme wünschen, dass würde die Qualität einiger Veranstaltungen erhöhen. Schön fände ich zudem wenn die Stadt sich offener gegenüber Open Air Veranstaltungen zeigen würde.

Das Jahr ist nun auch schon wieder fast rum. Kannst du uns ein kurzes Résumé des vergangenen Jahres und einen kleinen Ausblick in das neue Jahr geben?
2014 habe ich viele neue Dinge ausprobiert, interessante Kontakte geknüpft und kann für mich auf ein erfreuliches Jahr blicken. Für 2015 habe ich in Hinblick auf Veröffentlichungen einiges geplant und werde mich verstärkt auch dem Negradø Projekt widmen.

Zu Guter Letzt, möchtest du noch etwas loswerden? Grüße, Ankündigungen oder Statements?
Vielen Dank an die Veranstalter, die mich dieses Jahr gebucht haben, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wer mich zum Jahresabschluss nochmal hören möchte ist gerne auf dem SEMF willkommen. Dort spiele ich mit Noah Kwaku zusammen ein Live Set. Und am 26.Dezember haben wir den Heute schon getanzt? Jahresabschluss - das wird wieder ein Fest. Noch Grüße an Mutter, Vater, meine Frau und Sohn und an alle die mich lieb haben. Vielen Dank, dass ich zu Wort kommen durfte und viel Spaß mit meinem Podcast.

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Christian Schmidt