SUBCULTURE SOUNDSESSION # 32 – PRINCE ICER

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

 

Get the Mix! Subculture Soundsession # 32 – Prince Icer

www.soundcloud.com/subculturestuttgart

 

Hey Baris! Stell dich unseren Lesern doch mal kurz vor. Seit wann legst du auf, wie kam es dazu und wie würdest du deinen Sound beschreiben?

Hi Chris, ich bin der Baris 33 Jahre jung bzw. alt und arbeite im realen Leben als Business Consultant für ein Software unternehmen. Seit wann ich auflege kann ich nicht wirklich sagen, aber im Februar 2009 hatte ich meinen ersten Club Gig und um 1999 habe ich eigentlich für mich selber angefangen erste Hip Hop Platten zu kaufen. Hauptsächlich wegen den B-Seiten mit den ganzen Instrumentals um darüber zu rappen. Irgendwann hat dann ein Plattenspieler nicht gereicht und dann kam auch ein Zweiter dazu, um mir Instrumental-Mixtapes und Mixtapes fürs Auto zu machen. Zur elektronischen Musik kam ich auch eher zufällig, klar hat man mich hier und da mal im Climax angetroffen aber ich bin nie gezielt auf eine elektronische Veranstaltung gegangen. Aber irgendwann hat man sich gefragt was das eigentlich für ein cooler, geiler und vor allen neuer Sound am Vorabend war. Denn auf Hip Hop Veranstaltungen hat man sich irgendwann bei der Musik gelangweilt, weil das gefühlt immer derselbe Sound seit Ende der 90er war. Wobei ich sagen muss, dass in den letzten Jahren viel neuer und vor allem guter Hip Hop Output kommt. Soundtechnisch kann und möchte ich nicht wirklich viel dazu sagen. Nur so viel, dass es sich im House bis Techno Bereich bewegt. 

 

Du hast vor einigen als Resident der Mr.Weekend Partys den damaligen Nu Rave Hype in Stuttgart voll miterlebt und zum Teil auch mit geprägt. Man kann sagen, dass ihr damals eine komplett neue Generation zum Raven gebracht habt. Was hat deiner Meinung nach damals diesen Hype ausgelöst? Erzähl doch mal ein bisschen von dieser Zeit.

Kann gut sein, aber ich glaube wir haben einfach zur richtigen Zeit die richtige Musik gespielt. Ich hab ja damals auch schon sehr viel House gespielt. Während der ersten Stunde lief eigentlich immer sehr deeper House und die ersten fragten immer wann es mal abgeht. Es fing locker mit House an, wurde dann Elektro oder auch Nu-Rave und am Ende wieder etwas deeper und minimaler. Es war einfach nicht mein Ding um Punkt 23 Uhr den Leuten die 130BPM aufwärts um die Ohren zu hauen. Sehr gute Frage zu dem Hype, ich glaube Ihr und Kessel.tv wart Sicherlich auch daran beteiligt, weil Ihr darüber berichtet habt, dass einige Jungs nicht diesen Standard Sound gespielt haben. Wir haben ja damals fast alles in unseren Sets gehabt von Hip Hop über Rock bis hin zu House, Techno und Electro. Sicherlich haben wir auch viele jüngere unsere Gäste dazu animiert selber aufzulegen, aber ich glaube nicht, dass wir zu 100 Prozent der Grund dafür waren. Aber viele unserer damaligen Party Besucher haben jetzt Ihre eigenen Events die auch sehr nice finde.

 

Wenn ich mich recht erinnere ist aus der ganzen Nu Rave Sache auch die Ohhi! Gang entstanden. Eine Mischung aus Lifestyle, Event, Kunst und Musik Kollektiv. Ist das Thema Ohhi! Heute noch aktuell?

Klar ist das Thema noch aktuell, wir verstehen uns alle noch sehr gut schreiben fleißig in unserer geschlossenen OhHi Facebook gruppe und machen ja jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine Party. Nur muss man auch wissen, dass wir alle älter werden und private Sachen doch einen höheren Stellenwert bekommen mit der Zeit.

 

Nu Rave Sound wird heutzutage kaum noch gespielt. Bei dir habe ich bereits ziemlich früh festgestellt, dass du dich vor Jahren schon immer mehr in Richtung deepen House Sound entwickelt hast. Man könnte fast sagen, dass der Nu Rave Sound nur temporär existiert hat. Warum hat sich diese Art von Sound deiner Meinung nicht halten können?

Wie ich schon erwähnt hatte, waren meine Sets wie die von den anderen OhHis immer sehr gemischt. Da ich gerne Abwechslung mag, war das für mich einfach eine natürliche Entwicklung. Ich hab immer das gespielt worauf ich Lust hatte und es kam einfach so, dass ich dann beim Warmup oder am Ende eines Abends immer mehr House gespielt habe.

 

Nach und nach kam der Turn zur House Musik. Unter anderem sind damals auch viele HipHop DJs über beispielsweise Disco zur House Musik gekommen. Was hat dich an diesem Sound besonders gereizt?

Das es grooved und immer wieder viel neuer Output von allen Seiten kommt.

 

In letzter Zeit warst du nicht mehr ganz so oft in der DJ Booth anzutreffen. Gab es dafür bestimmte Gründe?

Ja die gab es. Spaß bei Seite, aber ich bin mir nicht sicher ob die meisten Leser wissen, dass ich zweifacher Vater bin und letzten Sommer geheiratet hab. Ich bin froh und Glücklich so eine tolle und gesunde Familie zu haben. Dann arbeite ich noch als Business Consultant für ein Software Unternehmen und das nimmt dann doch auch viel Zeit in Anspruch. Da hab ich einfach keine Lust das halbe Wochenende zu verpennen und nichts von der Familie zu haben. Ich Liebe Musik, aber meine Familie noch mehr ;-) Deswegen setze ich die Prioritäten etwas anders. Aber wenn es interessante Bookings gibt bin ich immer gerne dabei. Wenn zum Beispiel Freunde oder Bekannte eine Party machen, lege ich gerne da auf weil man da viele Leute trifft die man sonst nicht so oft oder nur kurz trifft. Dann sind auch bei diesen Partys die Bookings ganz interessant und man hört auch mal wieder andere Sounds und kann einfach sein Spektrum erweitern. Gerne spiele ich auch bei Partys von „Newcomern“ wenn der Vibe gut ist.

 

Weniger Quantität und mehr Qualität bei den Gigs – ist diese Rechnung für dich aufgegangen? Und hast du das Gefühl, dass man dich jetzt als DJ teilweise anders wahrnimmt seitdem du weniger, aber dafür gezielter, auf Events spielst?

Definitiv ist die aufgegangen! Da ich mehr Zeit mit der Familie verbringen kann und dennoch auf Partys auflege die mir gefallen. Ob man mich anders wahrnimmt kann ich nicht sagen, da dieses Business etwas heuchlerisch ist und viel hinten rum geredet wird. Aber Fakt ist, ich lege noch auf und es sind alles Partys die mich interessieren und mir gefallen. Ich bin bis jetzt auch nie auf andere Veranstalter zugegangen und habe groß nach Bookings gefragt. Meine Devise ist, wenn die Nachfrage nicht da ist, dann spielt man auch nicht.

 

Genug über die Vergangenheit geplaudert. Wie sieht es bei dir momentan mit eigenen Tracks aus? Welchen Stellenwert hat das Produzieren im Moment bei dir?

Gute Frage. Das kann ich so genau nicht sagen. Zum Produzieren komme ich eigentlich erst spät abends wenn die Familie im Bett ist. Aber sobald die im Bett sind mach ich mich daran und versuche den Tag mit Musik zu verarbeiten. Mal kommt was Brauchbares raus und mal kommt schlichtweg nur Müll raus. Ich hab schon ein paar brauchbare Tracks fertig aber bin noch nicht zu 100 Prozent damit zufrieden. Aber ich hoffe, dass ich im Herbst eine neue EP an den Start bringen kann. Musikalisch bewegt es sich zwischen Deep-, Tech-House und Techno. 

 

Die Klassiker Frage, wie gehst du an eigene Tracks heran, wodurch lässt du dich inspirieren und mit welchem Equipment arbeitest du?

Vermutlich lass ich mich wie fast alle anderen Producer auch vom Leben inspirieren. Aber meine Vorgehensweise ist relativ spontan. Ich lass mich viel von anderen Musikrichtungen inspirieren. Und mein Equipment ist relativ simple. Ableton mit Midi Keyboard and that’s it.

 

Du bist jetzt kein klassischer DJ der auch nach außen hin elektronische Musik und die „Szene“ zu 100 Prozent leben, was in meinen Augen ein großer Sympathiefaktor ist. Geht dir diese Engstirnigkeit, ob in der elektronischen Musik oder dem HipHop Bereich, manchmal auf die Nerven? Oder bist du sogar froh davon etwas Abstand zu haben?

Und wie mir das auf die Nerven geht, ich hatte früher das Gefühl das die Leute im Elektronischen Bereich offener und nicht so die Hater wären. Da hab ich mich wohl etwas getäuscht aber dennoch liebe ich die Musik. Ich finde es einfach anstrengend wenn Leute Anfangen überall dazu zu schreiben, dass diese nur mit Vinyl auflegen oder nur mit Hardware Produzieren. Was ich keineswegs falsch finde, aber für mich persönlich ist das nichts Besonderes, wenn man jetzt nur mit Vinyl auflegt.  Schließlich haben es die DJs vor der großen Digitalen Revolution auch geschafft mit Vinyl aufzulegen und es nirgends dazu zu schreiben. Der Marius (Lehnert), Leif (Müller), Konsti (Konstantin Sibold) oder Igor (Tipura) schreiben das nie dazu und dennoch schätze ich alle sehr.

 

Wie hat sich in deinen Augen die lokale Club- und Musikkultur in den letzten Jahren entwickelt?

Eigentlich ganz gut, klar machen immer wieder Clubs zu, aber das gab es schon immer. Wenn ein Club geschlossen hat, kam früher oder später ein neuer Club.

 

Liebe oder Hass für Stuttgart? Und was sind deine Favourite Places im Kessel?

Ganz klar Liebe! Favourite Places werden nicht verraten, man sieht ja was aus dem Marienplatz in den letzten 3 Jahren geworden ist.

 

Neben der Musik bist du auch ein leidenschaftlicher Sneaker-Sammler. Mit welchem Sneaker würdest du Stuttgart vergleichen?

Oha, da fragst du mich jetzt aber was! Ich mag alle meine Sneaker und es ist schwer da einen speziell hervor zu heben und diesen dann auch noch mit Stuttgart zu vergleichen. Aber ich würde mal sagen, vom Model her der Nike Air Max 1. Ist ein Klassiker mit einer schönen Silhouette den man eigentlich immer tragen kann und dasselbe gilt für Stuttgart… einfach schön.

 

Zu guter Letzt, gibt es noch Grüße, Ankündigungen oder letzte Worte?

Zuerst möchte ich mich für das Interview bedanken und ganz klar bei allen Supportern der letzten Jahre! Grüße gehen raus an meine besten.

 

Christian Schmidt