Interview | Bunte Bummler
Die Mannheimer Fabian Winkels und Manuel Vobis haben sich bereits vor 12 Jahren im wahrscheinlich buntesten Umfeld überhaupt, der Graffiti-Szene, kennenlernten. Der Grundstein war gelegt, die Freundschaft wurde vertieft und der Entschluss einer Kollaboration war besiegelt. Die „Bunten Bummler“ waren geboren und seit 2011 beglücken die Jungs die elektronische Musikwelt mit zahlreichen gefeierten Produktionen. Dass die beiden Jungs aber alles andere als ein Produkt des aktuellen Hypes um elektronische Musik sind, davon könnt Ihr Euch spätestens am 31.August auf dem Day&Night Festival überzeugen - oder in unserem Interview mit den Jungs...
www.bunte-bummler.com - www.dayandnight-festival.de
Hey Jungs! Gehen wir zu Beginn ein wenig in die Vergangenheit zurück. Ihr habt Euch beide über Eure gemeinsame Leidenschaft zu Graffiti kennengelernt. In Mannheim und dem Rhein Neckar Raum hat Graffiti und Hip Hop eine lange Tradition mit Crews wie TPM oder NCS oder Rap Pionieren wie Advanced Chemistry. Kurzum gesagt, es gibt wenige Regionen in Deutschland in der HipHop so gelebt wird wie bei Euch. Mit dem Background dass ihr beide gesprüht habt, wie habt ihr eure Liebe zur elektronischen Musik entdeckt?
Was unsere Hip Hop Zeit anbelangt hatten wir mit Mannheim und Heidelberg, wie du schon erwähnt hast sicher die Beste Schule. Aber auch im Punkto House Musik gibt es in unserer Umgebung eine große Szene. Und für uns wurde das Feiern in Technoclubs irgendwann einfach interessanter und spaßiger als der Besuch eines Hip Hop Jams.
Rap Musik hat sich größtenteils nicht mehr nach unseren Interessen entwickelt und so entstand dann nach und nach unser Bezug zur elektronischen Musik. Irgendwann hat es uns einfach nicht mehr gereicht House Musik als Gast in den Clubs zu konsumieren und wir begannen daraufhin selbst zu produzieren.
Anfang 2011 ging es bei Euch mit der "You're Mine EP" richtig los. Wart ihr über das positive Feedback selbst überrascht?
Die You´re Mine EP war unsere erste offizielle EP. Die Tracks hatten wir damals keinem Label angeboten. Das Ganze war mit sehr viel Glück verbunden, als Sasch BBC die Nummern Nick Curly und Gorge von 8Bit zeigte und die beiden die Tracks schließlich signten. Wir haben uns natürlich sehr über das Feedback gefreut und anfangs auch nicht mit einem Erfolg in solch einem Ausmaß gerechnet.
Mittlerweile habt ihr schon einige Releases auf verschiedensten Labels draußen die euch quasi "Step by Step" in der Szene bekannt gemacht haben. Eine äußerst gesunde Entwicklung wenn man viele heutigen, auch unbeabsichtigte, "One Hit Wonder" betrachtet. Seid ihr froh über die momentane Entwicklung oder habt ihr sogar gezielt versucht einen "Hit" zu vermeiden?
Schön, dass Du das so siehst! Wir sind im Moment auch ganz glücklich wie es für uns läuft. Einen Hit gezielt zu vermeiden haben wir nicht versucht. Allerdings versuchen wir mit unseren kommenden Releases andere Schwerpunkte zu setzen als bei unseren klassischen Nummern. Es ist heute ein riesen Trend irgendeine eingängige Melodie zu sampeln und einen lieblosen Drumloop darunter zu legen. Dieses sehr emotionale und melodische House Sub- Genre scheint auf jeden fall gut anzukommen. Allerdings versuchen wir uns momentan auch ein wenig davon abzusetzen in dem wir das Hauptaugenmerk auf den groove des Tracks setzen wodurch die Harmonie zwischen Bassline und Drums essentiell in unseren Produktionen ist.
Wie geht ihr an das produzieren heran? Mit welchem technischen Equipment arbeitet ihr und welche Inspiration und Erfahrungen lasst ihr in Eure Produktionen mit einfließen?
Grundsätzlich arbeiten wir mit Ableton in unserem Studio in Mannheim. Natürlich auch gerne mal im Zug, Zuhause jeder für sich oder irgendwo draußen. Ist ja heutzutage alles möglich.
Die Breite an Equipment ist bei uns relativ überschaubar. Ein paar gute Plugins zwei Synthies, that's it. Es kann passieren dass wir auch noch zu Analog-Nerds werden, aber mit den richtigen VSTs und der richtigen Anwendung lässt sich auf Softwarebasis schon einiges interessantes schaffen.
Mein persönlicher Bunte Bummler Liebling ist der Siopis Remix von "The Hunger" den sogar Ivan Smagghe in seinem Boiler Room Set gespielt hat. Was geht in einem vor, wenn man auf einmal mitbekommt, eventuell sogar live, dass ein DJ wie Ivan Smagghe einen Eurer Tracks spielt?
Der Siopis Remix ist auch sehr fresh geworden! Auch einer unserer Favorites. Wenn ein solcher Track von jemandem wie Ivan Smagghe z.B. im Boiler Room gespielt wird ist das natürlich immer sehr geil! Mal ganz von der Promo abgesehen ist das ein tolles Gefühl, wenn seine Arbeit geschätzt wird und bei hochrangigen Artists gut ankommt. Der Siopis Remix ist aber eher Siopis gutzuschreiben als uns ;-)
Wie macht es sich bei einem selbst bemerkbar, dass man nicht mehr der "Local" Act ist sondern auf einmal auch überregional bzw. sogar international Aufmerksamkeit bekommt? Als schleichender Prozess ist es bestimmt schwierig einen bestimmten Punkt auszumachen, aber vielleicht wisst ihr ja noch wann ihr diesen hattet?
Unser Fokus liegt immer auf den Tracks und auf einem guten live Set, wo diese gespielt werden ist im Endeffekt egal. Wir versuchen den richtigen Vibe zwischen dem Publikum und uns entstehen zu lassen. Das ist das Wichtigste für uns! Wenn wir diese Chance immer öfter und auf Großen Gigs bekommen, umso besser! Einen Punkt haben wir zum Glück noch nie erreicht, ein Punkt ist immer eine stehengebliebene Sache. ;-)
Die "Standard-Entwicklung" der meisten Acts im elektronischen Bereich führt vom DJ über eigene Produktionen bis hin zum eigenen Live Act, an den sich allerdings nicht wirklich viele Acts wagen. Ihr habt gleich damit angefangen. Was für einen Reiz hat ein Live Act für Euch und glaubt ihr, dass diese Richtung der Entwicklung einem in gewisser Weise den Druck nimmt?
Da wir nie DJs waren lag das nahe. Wir haben quasi als Produzenten mit der Musik begonnen. Das wöchentliche spielen eines Live Acts hat uns definitiv eher Anschub zu neuen Produktionen gegeben und tut dies immer noch. Keinesfalls hat uns das irgendwie gebremst! Wir haben auch noch nie das gleiche Liveset gespielt und variieren hier bei der Songauswahl, Tempo und EQ Einstellung je nach Club und Laune.
Es gab schon etliche Tracks, die 4-5 mal gespielt wurden und danach aus dem Liveset rausgeflogen sind, auch wenn uns diese anfangs super gefallen haben oder jedes mal gut ankamen. Wenn Sie uns nach einiger Zeit nicht mehr reingehen, werden diese nicht an Labels geschickt. Die Songs, die lange bleiben, sind die, die eventuell veröffentlicht werden. Das ist von Vorteil, für den Hörer der uns öfter als einmal anhört und für uns selbst eine gute Abwechslung und Inspiration für neue Tracks.
Was für Releases stehen in Zukunft an? Arbeitet ihr schon an einem Album oder wollt ihr erst mal noch ein paar EPs auf verschiedenen Labels unterbringen?
EP auf Mono Recordings inkl. Re.You Remix, EP auf Little Helpers, Remix für Standard Fair auf Recycle und ein Remix für Martin Aquino auf Tenampa. Das ist bisher alles fix, aber an einem Album arbeiten wir noch nicht.
Mannheim und Stuttgart sind ja nur ein Katzensprung voneinander entfernt. Habt ihr schon vor der Bunten Bummler Zeit des Öfteren mal in unserer schönen Kesselmetropole vorbeigeschaut?
Nein, vor der Bummler Zeit noch nicht. Wir haben ja auch erst einmal in Stuttgart gespielt. Es wird also wohl höchste Zeit mal wieder vorbeizuschauen!
Im August spielt ihr zum ersten Mal auf dem Day&Night Festival in Sindelfingen neben Acts wie Ricardo Villalobos, Ben Klock, Len Faki oder Extrawelt. Macht Euch ein solcher Gig noch ein bisschen nervös oder überwiegt die Vorfreude?
Grundsätzlich überwiegt die Vorfreude immer bei uns! Ein solcher Gig ist auf jeden Fall etwas Besonderes und dennoch ist jeder Gig etwas Besonderes und Spezielles für uns. Wie schon erwähnt, ist es das wichtigste für uns, das der Vibe stimmt. Wir liefern ab! Ob nach uns dann Ricardo Villalobos oder Len Faki spielt, ändert daran nichts! Umso besser für uns, wir feiern nämlich auch gerne…