SUBCULTURE SOUNDSESSION #46 – ERASMUS & KRIEGER

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt, präsentieren wir Euch jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.
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Hey Jungs! Auch wenn es Euch bereits seit 2008 als Erasmus & Krieger gibt darf die obligatorische Vorstellungsrunde natürlich nicht fehlen. Wer, wo, was, warum und wieso?
Hi Subculture, schön mal wieder mit dabei zu sein. Wir sind Arne Rasimus und Boris Krieger, machen Beide seit mehr als 10 Jahren Sound und haben 2008 gemeinsam das Duo Erasmus & Krieger ins Leben gerufen. Boris hat bereits 2004 mit eigenen Veranstaltungen in Augsburg angefangen. Arne war zuerst als Resident im legendären Ciné Colibri zugange und dann als Mitveranstalter von Intravenoes Events und danach Kollektiv9. Mit dem Duo „Yassin & Arne“ konnte Arne bereits damals auf 3rd Floor Rec. oder Parquet Recordings erfolgreiche Releases und Gigs in ganz Europa verzeichnen.


Ihr konntet Beide bereits vor dem Start von Erasmus & Krieger als Solokünstler den einen oder anderen Erfolg verzeichnen. Mit E&K habt ihr bereits auf Labels wie Brise Records, Ametist Records oder URS veröffentlicht. Trotz allem ist das Produzieren und DJing nicht Euer Hauptberuf was mich zu der Frage bringt – war überhaupt der Wunsch existent von der Musik zu leben? Oder ist das Business einfach zu unsicher und sprunghaft?
Der Wunsch war am Anfang unserer Laufbahn natürlich immer von der Musik leben zu können. Vor allem die ersten Veranstaltungen waren sehr erfolgreich, man fängt an sich eine kleine Crowd zu „erspielen“ und hat natürlich großen Pläne. Aber man kommt mit der Zeit auch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Und nach all den Jahren in der Szene kommt dann irgendwann der Punkt, an dem man eine Entscheidung treffen muss. Entweder man übt die Musik weiterhin als Hobby aus oder setzt alles auf eine Karte. Wir haben uns dann doch lieber dafür entschieden, Musik als Hobby weiter zu machen, was jedoch nicht bedeutet, dass die Leidenschaft für elektronische Musik weniger geworden ist. Aber indem wir nicht unsere Brötchen damit verdienen müssen, können wir uns entspannter und ohne Druck der Musik widmen.


Wie sind die Kontakte zu den Labels entstanden? Basiert das eher auf dem „Friendship-Faktor“ oder werdet ihr auch konkret von Künstlern und Labels angeschrieben?
Eigentlich passiert alles auf Freundschaftbasis. Uns ist es wichtig zu den Labels und den Künstlern einen persönlichen Draht zu haben. Wir haben nie neue Tracks willkürlich an irgendwelche Labels geschickt, nur um ein weiteres Release zu haben. Uns ist es wichtiger, dass wir hinter unseren Tracks und Remixen stehen können. Der Weg dahin kann dann auch ruhig mal mehrere Monate dauern, da lassen wir uns nicht stressen.


Da wir nun schon beim Thema Produktionen sind. Könnt ihr uns etwas über Eure Herangehensweise erzählen? Habt ihr die Aufgabenbereiche zwischen Euch aufgeteilt? Und versucht ihr einen Track möglichst schnell fertig zu bekommen oder hilft es auch wenn man ein Projekt auch mal ein paar Wochen zur Seite legt?
Boris ist ganz klar der Master im Studio. Arne ist eher für die Organisation der eigenen Events und Gigs zuständig. Trotz allem kommt der Input beim Produzieren natürlich von uns Beiden, aber Boris ist derjenige, der die Ideen dann produktionstechnisch umsetzt. Der Workflow ist natürlich auch immer abhängig von unserer normalen Arbeit, aber in letzter Zeit konnten wir Projekte ziemlich schnell realisieren und diese dann auch komplett abschließen. Dadurch, dass wir nicht regelmäßig die Möglichkeit haben an neuen Tracks zu schrauben, kann es schon mal passieren, dass man später nur schwer wieder in den Track findet. Genau aus diesem Grund haben wir leider auch viele angefangene Projekte, die wir bis jetzt noch nicht abschließen konnten, obwohl das Potential gegeben ist. Aber wer weiß, vielleicht findet man irgendwann auch einen neuen Ansatz bei den unfertigen Tracks, auf den man davor nie im Leben gekommen wäre.


Mit welchem Equipment arbeitet ihr im Studio? Und gibt es Geräte, die ihr Euch in Zukunft gerne anschaffen möchtet?
Die Grundlage beim Produzieren ist ganz klar Ableton Live. Jedoch kommen nach und nach immer mehr analoge Geräte dazu, wie der gute MFB Tanzbär. Was auch immer Laune macht ist mit den iPad Apps, wie von Korg, rumzuspielen und zu experimentieren. Die Anschaffung weiterer Gerätschaften ist auf jeden Fall in Planung, da wir uns das Ziel gesetzt haben irgendwann mal einen Live-Act auf die Beine zu stellen.


Ihr hattet in den letzten Jahren bei den Discotronic Events oder auch bei den früheren E&K Invite Nächten in der Finca bereits zahlreichen Größen der elektronischen Szene zu Gast. Welche Partys und Gäste sind Euch dabei besonders im Gedächtnis geblieben und wen würdet ihr gerne mal als Gast begrüßen dürfen?
Wir hatten viele tolle Gäste in den letzten Jahren, aber nach wie vor sind natürlich die unglaublichen Nächte im Colibri mit Luciano, Steve Bug und Co. in Erinnerung geblieben. Dann dürfen auch die Discotronic Nights im ehemaligen Rocker33 mit André Galluzzi und Dominik Eulberg nicht fehlen. In der Finca erinnern wir uns immer wieder gerne an den Live-Act von Veitengruber. Als der Track „Gimme Some Muah“ gespielt wurde ist die Crowd durchgedreht und der ganze Keller hat gebebt. Grundsätzlich macht Marius Lehnert mit der Discotronic Night natürlich einen super Job und sorgt immer wieder dafür, dass tolle Künstler nach Stuttgart kommen. Und wir freuen uns jedes Mal, wenn wir mit dabei sind und mit unserem Sound in den Abend eingrooven können.


Ihr seid jetzt Beide schon seit über 10 Jahren ein aktives Mitglied der elektronischen Szene. Was hat sich in Euren Augen in dieser Zeit in Stuttgart und global verändert? Und seht ihr die Veränderungen der letzten Jahre eher positiv oder negativ?
Natürlich ist das Hauptproblem, das Clubs vor allem wegen den Behörden schließen müssen, oder die Auflagen nicht erfüllen können. Das ist aber mittlerweile wohl ein globales Problem, aber gerade in Stuttgart wird es den Clubs nicht gerade einfach gemacht. Zudem kann man natürlich beobachten, dass elektronische Clubmusik immer kommerzieller wird, aber das ist ja an sich auch nichts Neues. Es ist aber schön zu sehen, dass es nach wie vor die Undergroundszene gibt und unserer Meinung nach auch immer geben wird. Mal als aktiver Part, mal etwas passiver, aber immer mit dem Herz für die Szene und Musik. Und abschließend muss man natürlich auch sagen, dass mit jeder Tür die sich schließt sich meistens neue Optionen auftun. Wenn geliebte Läden schließen müssen ist das zwar hart, aber manchmal schafft das auch Raum für neue und innovative Konzepte.


Viele jüngere Club-Besucher und DJs attestieren Stuttgart keine große Clubszene und verweisen immer wieder auf Städte wie Berlin. Geht Euch dieser total realitätsferne Vergleich manchmal auf die Nerven? Manchmal hat man das Gefühl, dass diese fehlende Wertschätzung der eigenen Szene gerade der Grund ist warum hier viele non-kommerzielle Events und Künstler kein Bein auf den Boden bekommen. Oder wie seht ihr das?
Der Vergleich nervt definitiv. Wir haben hier in Stuttgart seit Jahrzehnten eine eigenständige Clubkultur. Vergleiche sind einfach unangebracht, weil auch ein soziales Umfeld und viele andere Faktoren eine Clublandschaft beeinflussen. Wir haben in Stuttgart einige wirklich bewährte Clubs und wir können trotz unseres bescheidenen Kessel international mithalten. Man sollte einfach mal das zu schätzen wissen was man hat – nämlich eine umfangreiche, aktive und mehr als gute Szene. Einige Institutionen mussten zwar durch Stuttgart21 weichen und leider gibt es auch viele „Liebhaber-Bookings“, die um Stuttgart einen Bogen machen, aber wenn man sich so das Programm in den Clubs ansieht kann man nur zu dem Schluss kommen, dass sich in Stuttgart einiges tut und immer Bewegung in der Szene ist. Und das ist doch das Wichtigste.


Könnt ihr uns einen kleinen Rückblick auf das Jahr 2015 sowie einen Ausblick auf das Jahr 2016 geben?

Wir konzentrieren und momentan vor allem auf eigene Produktionen. Boris arbeitet auch immer mehr an Kollaborationen zum Beispiel mit Marius Lehnert. Als nächstes kommt ein Remix für Mikalogic, danach eine eigene EP vermutlich auf Ametist Records und seit Anfang des Jahres sind wir auch Teil von Helmut Dubnitzky‘s Label Brise Records. Im Herbst sind wir wieder im Climax bei der Brise Labelnight zu Gast und zudem arbeiten wir an einer eigenen EP für Brise Records und planen natürlich auch weitere Label-Nächte.


Zu Guter Letzt – möchtet ihr noch etwas loswerden, jemanden grüßen oder etwas ankündigen?
Don’t believe the hype!

E&K im Web: www.erasmus-krieger.com - www.facebook.com/erasmus.krieger



 

Christian Schmidt