SUBCULTURE SOUNDSESSION # 25 – GLEBO

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

 

Get the Mix! Subculture Soundsession #25 - Glebo

 

Hey Glebo! Bevor wir loslegen, stell dich doch mal kurz unseren Lesern vor. Was für Sound spielst du und wo kann man dich regelmäßig spielen hören.

Mein bürgerlicher Name lautet Gleb Gornov und ich bin 31 Jahre alt. Mit 16 Jahre habe ich angefangen das Platten mischen für mich zu entdecken und mit 21 habe ich meine ersten Gigs in Stuttgarter Clubs gehabt. Momentan spiele ich regelmäßig die Afterhour in der Stereo wo ich Resident bin.

 

Wie bist du damals zur elektronischen Musik gekommen und gab es einen ausschlaggebenden Moment durch den du das Interesse am DJing bekommen hast?

Also ein musikalischer typ war ich eigentlich schon immer. Früher habe ich im Jugendhaus immer den DJs beim Auflegen zugeschaut die dort für die Breaker aufgelegt haben. Dadurch fiel mein Entschluss, das auch zu lernen und ich fing fleißig an zu üben. Damals noch mit alten HipHop Platten die keiner mehr wollte. Ich ging jeden Tag ins Jugendhaus und hoffte dass der Partyraum nicht besetzt war dami ich üben konnte. Ich hatte wirklich nur noch das auflegen im Kopf, aber weder Geld für eigene Plattenspieler oder eigene Platten. So blieb mir nichts anderes übrig als mit HipHop Platten aufzulegen. Mit 17 bin ich dann zum ersten Mal in einem Techno Club, dem Zenith (das heutige Proton) gewesen. Die Szene war damals mega aufgeweckt und als ich dort die DJs beim Auflegen gesehen hatte war klar - ich will Techno auflegen. Da ich damals eh sehr hyperaktiv war und HipHop mir zu langsam war passte das super. Mit ein paar früheren Kumpels haben wir die Betreuer vom Jugendhaus überreden können uns feste Zeiten zum Üben zu geben und neben HipHop auch ein paar Techno Platten zu kaufen. Von da an ging es richtig los und nachdem sich mit der Zeit einer nach dem anderen quasi vom Auflegen verabschiedet hat, bin ich als einziger übrig geblieben. Ich habe mir im Endeffekt alles selbst beigebracht.

 

Als Local DJ ist es ja immer die große Frage wie man quasi einen Fuß in die Clubszene bekommt. Wie war das damals bei dir? Und hast du vielleicht den einen oder anderen Tipp für Newcomer wie man sich am besten verhält?

Ich habe immer wieder durchs Weggehen neue Leute kennen gelernt und sie einfach direkt angesprochen. Dadurch konnte ich immer wieder auf Geburtstagen und auf Privatpartys und Veranstaltungen auflegen. Durch die Partyreihe Luststrom habe ich dann das erste Mal in der Finca gespielt. Ich kam dann in Kontakt mit dem Besitzer vom Club Play und konnte dort auf meiner ersten Afterhour spielen. Von da an bekam das alles eine gewisse Eigendynamik. Coole Partys waren auch die Ruhestörung Events durch die ich auch viele Connections sammeln konnte. Mein Tipp an Newcomer lautet eigentlich nur - Connections sammeln, immer auf dem Teppich bleiben und sympathisch sein. Was meiner Erfahrung nach gar nicht geht ist Veranstalter oder Clubbesitzer mit CDs zu bombardieren. Kein Mensch hat die Zeit sich das alles anzuhören, vor allem weil es ja viele Newomer gibt. Wenn man CDs abgibt, dann wenn man vorher gefragt hat, sich beworben hat und man quasi ein positives Feedback bekommen hat.

 

Für viele scheint das DJing heutzutage nur eine Lebensphase zu sein. Nach ein paar Jahren hat sich das Interesse daran oft wieder erledigt. Ist der Mythos DJ, vor allem im lokalen Bereich, deiner Meinung nach überbewertet?

Tja, es gibt da zweierlei DJs, die einen, die Kohle machen wollen und die anderen, die voll mit Herz dabei sind. Diese Modeerscheinung DJ kam aber erst mit der Digitalisierung. Jetzt muss man plötzlich nicht mehr stundenlang üben um Platten mixen zu können. Man drückt einen Knopf und alles ist erledigt. Aber ganz ehrlich, das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit auflegen zu tun. Ich will damit nicht sagen, dass jeder der Digital anfängt kein DJ ist, Zeiten ändern sich und wir leben im digitalen Zeitalter. Aber man merkt einfach wer mit dem Herzen dabei ist und wer nur eine Eintagsfliege ist. Ich persönlich finde aber das man durch das Platten auflegen ein einzigartiges Gefühl bekommt was beim digitalen Auflegen nicht möglich ist. Es gibt keine Hilfen, keine digitalen Anzeigen, keine Sync-Tasten, nichts dergleichen. Man fühlt das Auflegen einfach mehr. Aber es ist auch so, seitdem jeder DJ oder Producer werden kann sind die Ansprüche sehr gestiegen. Lauter, kräftiger, dynamischer und so weiter. Das Mastering wird in dieser Zeit ganz groß geschrieben was ich von früher gar nicht kannte.

 

Spielst du nach wie vor mit Vinyl oder musstest du mittlerweile auch elektronische Hilfe in Anspruch nehmen, da viele Tracks gar nicht erst auf Vinyl verfügbar sind?

Ich spiele mal Vinyl, mal digital, mal beides. Ich möchte natürlich auch meine eigenen Sachen die ich Produziere spielen und da ich die nicht auf Platte habe bin ich quasi gezwungen auch digital zu spielen. Und sicher, es hat viele Vorteile und es eröffnen sich einen ganz neue Wege durch Effekte, die durchaus auch interessant sind. Aber es gibt mittlerweile schon wieder so vieles, und es kommt immer mehr so dass man da doch gar nicht mehr hinterher kommt. Daher bevorzuge ich nach wie vor das gute alte Vinyl. Es hat einfach eine sehr eigene Akustik, Dynamik und der Druck ist einfach stark wenn man im Club spielt.

 

In Stuttgart wird in letzter Zeit immer das „sterben der subkultur“ thematisiert. Wie siehst du die Clubszene in Stuttgart und was ist deiner Meinung nach der Grund dafür dass die Leute trotz schwindender Clubs in der Innenstadt die etwas außerhalb gelegenen Alternativen kaum annehmen? Früher hat sich das Nachtleben mit dem Zapata, M1, Prag und N-Pir fast ausschließlich außerhalb der Innenstadt abgespielt.

Ich hoffe und denke nicht, dass die Szene ausstirbt. Ich glaube einfach dass momentan sehr viel Bewegung herrscht. Ein Club macht zu, ein anderer macht auf, der eine läuft gut, der andere eher nicht so. Es ist halt so wie es schon immer gewesen ist. Stuttgart lebt und wird immer weiter leben. Da sind nun mal gewisse Dinge unvermeidbar. Eine Stadt lebt nun mal von Veränderung. Bestes Beispiel ist das M1. Nachdem es zumachte war dort erst mal eine Weile Funkstille, und jetzt ist an selber Stelle das Lehmann und der Club läuft super. Jede Woche wahnsinnige Line-Ups, jede Woche voll. Genau wie das Rocker33. Es musste schließen, wurde abgerissen und im ehemaligen Club Bett wurde das Rocker wieder zum vollen Erfolg mit ebenfalls traumhaften Line-Ups. Zwar hört man jetzt wieder dass es zumachen muss, aber ich bin zuversichtlich dass es mit dem Rocker in einer anderen Location wieder weitergehen wird. Aber wer weiß das schon. Wir hatten früher hier in Stuttgart auch kaum Festivals, und jetzt mit der SEMF und Day & Night gleich zwei große und zusätzlich noch den ganzen Sommer über fette Open Air Veranstaltungen. Und genau das meine ich damit - es lebt, es verändert sich. Und man sollte sich mehr auf positive Sachen konzentrieren und nicht immer nur die negativen hochpushen. Die elektronische Szene in Stuttgart ist im Großen und Ganzen mehr als gewachsen.

 

Gibt es einen für dich einen persönlichen „Favourite Place“ zum Auflegen und Feiern in Stuttgart?

Ja, ich liebe es einfach bei der Afterhour aufzulegen. Deswegen ist zurzeit für mich die Stereo mein Lieblings Party Place. Ich sage nur - klein aber fein. Dadurch bekommt das alles einen viel persönlicheren Touch.

 

Wie schaut es bei dir mit eigenen Produktionen aus? Ist das für dich ein wichtiges Thema oder lässt du das alles nach und nach auf dich zukommen?

Zurzeit mache ich nichts anderes als Produzieren, Ich habe mir daheim mein kleines Studio eingerichtet und sitze den ganzen Tag vor meinem Mac. Ich vergesse komplett alles um mich rum. Mein einziges Problem ist nur dass ich ein Talent für Musik, aber keinerlei Geschäftssinn habe. Ich habe keine Ahnung wie ich mich vermarkten soll, daher wäre ich sehr dankbar wenn ich jemanden finden würde, der mir dabei ein wenig unter die Arme greift.

 

Wenn du drei Orte frei wählen könntest, wo würdest du am liebsten spielen?

In Berlin, zum Beispiel im Berghain, auf Ibiza im Space oder auf Open Air Festivals.

 

Was war dein Stuttgart-Highlight in den letzten Jahren?

Wenn ich ehrlich bin ist für mich jeder Gig ein Highlight. Man weiß nie was einen erwartet und wenn das Publikum ein fettes Feedback zurückgibt, dann war das für mich schon ein Highlight.

 

Erzähl uns doch noch kurz was bei dir in Zukunft so ansteht?

In Zukunft möchte ich viel produzieren, ein passendes Label finden und viel Live spielen. Außerdem kommt jetzt mein erstes großes Highlight. Und zwar darf ich an der nächsten Day & Night Winter Edition in Rottweil spielen. Ich freu mich wie ein kleines Kind. (Danke an Micha Maier an dieser Stelle)

 

Letzte Grüße oder Statements von deiner Seite?

Ich möchte alle Stuttgarter lokalen Deejays grüßen - schaut immer nach vorne und verfolgt weiterhin eure Ziele, welche auch immer das sind. Meine Stuttgarter Favoriten, die mir persönlich sehr gut gefallen sind: Loli, Jiggy, Minimalte & Karaat, Mike Menudo, W&P, Houmz, Sanel, Femcat, Marco Bastone, Oliver Brünemann, Neeko & Capella, Raphael Dincsoy und Simo Lorenz. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich andere DJs schlecht finde, keinesfalls, aber jeder hat nun mal seine Favoriten. Die DJs sind alle komplett verschieden. Jeder spielt seinen Sound, ob Techno, Tech-House, Dub, Deep und so weiter. Jeder von ihnen ist in seiner Sache sehr gut, steckt viel Liebe und Zeit rein und das macht sich einfach bemerkbar. Wenn ich weggehe und eine von ihnen spielt, dann weiß ich immer, dass ein guter Sound laufen wird.

Christian Schmidt