SUBCULTURE SOUNDSESSION # 28 – E-PUNK

Obwohl sich der Bekanntheitsgrad der meisten Stuttgarter DJs auf die lokale Club Szene beschränkt, herrscht seit jeher im Kessel in sämtlichen Musik Genres ein qualitatives Level, mit dem nur sehr wenige Szenen anderer Städte mithalten können. Damit dass auch so bleibt präsentieren wir Euch ab sofort jeden Monat mit der subculture Soundsession ein exklusives Set aus unserer Soundcity.

 

Get the Mix! Subculture Soundsession # 28 – E-Punk - www.soundcloud.com/subculturestuttgart

E-PUNk auf Facebook

 

 

Hey Sascha! Vielen Lesern wirst du unter deinem DJ-Namen E-Punk ein Begriff sein. Stell dich doch trotzdem einfach kurz unseren Lesern vor.

Also, mein Name ist Sascha Latussek, ich bin 31 Jahre jung und gebürtiger „Ossi“. Meine Heimatstadt ist Borna, eine Kleinstadt in der Nähe von Leipzig. Ich bin gelernter Kaufmann und selbstständiger DJ seit 2008. Zur elektronischen Musik & zum Auflegen bin ich erst 2003 in Stuttgart gekommen. Bis dahin wurde ich eher durch instrumentale Musik geprägt. Punk sein ist für mich kein Mode Trend, sondern Lebensphilosophie.

 

Neben deiner Residency im Romy S. und Mitglied der Benztownartists Posse pflegst du bis heute auch deine "Endstation" Reihe. Erzähl uns doch ein bisschen über dein "Endstation" Projekt.

Die generelle Grundidee der Endstation war eine Sonntagsabendveranstaltung. Erstes Domizil war 2005 das C22 in Stuttgart - damals eine mehr als berüchtigte Afterhour-Location. Daraus entwickelte sich im gleichen Jahr die monatliche Radiosendung „Endstation“ im Freien Radio für Stuttgart, die bis heute jeden letzten Samstag im Monat einer Vielzahl von Stuttgarter Locals eine Plattform bietet, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Des Weiteren hat sich aus diesem Grundgerüst eine DJ-Gemeinschaft etabliert, die seit 2008 mit den Endstation Veranstaltungen im Romy S., Climax & Zollamt auf sich aufmerksam machen konnte.

 

Man kann dich noch, lokal betrachtet, als DJ der älteren Generation sehen. Ein Merkmal dabei ist dein Portfolio als DJ, das sich grundsätzlich nicht auf ein bestimmtes elektronisches Genre festsetzt. Viele junge DJs spielen entweder nur Techno oder nur Deep House, aber solche elektronischen Allround-DJ sieht man heutzutage nicht mehr häufig. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass sich viele DJs auf ein kleines Subgenre der elektronischen Musik beschränken?

Meiner Meinung nach findet jeder Musiker früher oder später sein Non-Plus Ultra. Es gibt allerdings so viel verschiedene, gute Musik die heutzutage einfach für jedermann greifbar ist. Ich finde es einfach schade, wenn man sich generell musikalische Grenzen setzt. Die Zeiten, in denen man aufwendig nach jeder guten Platte hinterher jagt existieren für mich einfach nicht mehr. Mittlerweile geht es darum, seine Techniken wirklich zu beherrschen, die Vielzahl seiner Musik zu kennen und diese sinnvoll zu etwas ganz Neuen gestalten zu können. „Einfach“ nur Tracks fremder Leute zu spielen und diese einfach an einander zu reihen reicht nicht mehr aus. Für mich wird das Handling des DJings und Auflegens immer mehr zum flexiblen Instrument. Generell sollte man als Künstler auch ein bisschen daran denken Dienstleister zu sein, weshalb Flexibilität keine Schande ist.

 

Du bist in der Vergangenheit immer sehr aktiv gewesen, wenn es darum ging eigene kleine Events zu organisieren. In Bezug auf das aktuelle Thema des "Clubsterbens" frage ich mich ab und an ob die heutigen Clubgänger etwas bequem geworden sind? Stichwort Eigeninitiative und Engagement innerhalb der Szene? Oder wurden wir die letzten Jahre so durch die hochwertigen Programme in den Clubs verwöhnt, dass die Eigeninitiative in dem Sinne nicht von Nöten war?

Leider führen die Ereignisse der letzten Jahre zu einer deutlich erkennbaren Resignation innerhalb der Szene. Clubsterben ist leider Fakt! Was die Stuttgart Szene wirklich bräuchte, sind vernünftige Alternativen die durch die Stadt geschaffen werden sollten. Man hat einfach das Gefühl, dass der Wille, notwendige „Freiräume“ zu schaffen, egal wo in Stuttgart, seitens der Stadt, nicht vorhanden ist. Wie in vielerlei Hinsicht sind soziale Grundgedanken durch wirtschaftliche Interessen abhandengekommen.

 

Alle Musikszenen leben stets von positiven oder negativen Veränderungen. Du bist mittlerweile auch schon seit einigen Jahren ein aktiver Part der lokalen elektronischen Musikszene. Welche grundsätzlichen Veränderungen sind dir in den letzten Jahren aufgefallen?

Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass man Plattenspieler im Club findet. Digitales DJing hat die Überhand übernommen.

 

Du kommst ursprünglich aus Leipzig und kennst auch deren lokale Szene, mit ähnlichen Problemen wie bei der Distillery, gut. Mich würde interessieren wie man in Leipzig mit solchen Problemen, innerhalb der Szene und in der Öffentlichkeit, umgeht.

Leipzig ist einfach nicht Stuttgart! Zum Beispiel gibt es in Leipzig finanzierbaren industriellen Leerstand, der für längere Zeiträume für einen Club zur Verfügung stehen könnte. Von daher würde man in diesem Fall Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Distillery wurde als Kulturinstitution anerkannt. Für mich ist es das erste Mal, dass ein Club als Kultur betrachtet und behandelt wird. Daumen hoch!!


Wie stehst du allgemein zu dem heute schon fast zwanghaften Thema Produktionen? Empfindest du es als störend, dass heutzutage ein guter DJ nur noch überregional wahrgenommen wird, wenn er auch produziert? Meinem Empfinden nach wurde früher mehr Wert auf die tatsächliche Leistung eines DJs beim Auflegen gelegt als heute. Wie siehst du das?

Es kommt echt darauf an ob es nur eine billige Veränderung, welche es lediglich darauf absieht in einem Genre der elektronischen Musik unter zu kommen, oder eine spürbare Neuinterpretation des Themas ist. Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass ich dem Produzieren, durch das digitale Musik machen, immer aufgeschlossener werde. Das Einzige was ich nicht schätze, sind Produzenten die als DJ unterwegs sind und damit ein Heidengeld verdienen, dies aber nur fadenscheinig drauf haben.

 

In der Romy S. hast du in den letzten Jahren mit dutzenden Big Names der elektronischen Szene gespielt. Welche Abende sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Das sind im Laufe der Jahre sehr viele gewesen. Jeder davon auf seine ganz eigene Weise. Dieses Jahr war es bisher der Abend mit Anthony Rother, einer meiner musikalischen Helden, der seiner Qualität bis heute treu geblieben ist.

 

Was steht bei dir in diesem Jahr noch an? Sind für den Sommer schon ein paar schöne Feste geplant?

Wie immer wird es auch dieses Jahr viele Feste geben. Wie diese im Einzelfall aussehen werden steht allerdings noch nicht zu 100 % fest. Ich bemühe mich gerade mein Talent in Ibiza unter Beweis stellen zu können. Man wird sehen. Ein Sommerfest wird es aber - wie in den letzten Jahren - geben.

 

Zu guter Letzt, möchtest du noch etwas loswerden, jemanden grüßen oder unseren Lesern eine Weisheit mit auf den Weg geben?

Glaub an Dich! Wenn Du es nicht tust, wer tut es denn sonst?

Christian Schmidt